Promenieren am Place des Huguenots (Auszug aus dem Buch „Bad Karlshafen 2.0“)

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Das Promenieren am Place des Huguenots als Erfahrungsbericht in einem bekannten Tourismusportal des Weserberglands.

Privater Bericht über einen Besuch in Bad Karlshafen – Eindrücke vom neuen Hafenplatz

Ich war nach vielen Jahren der Abwesenheit sehr gespannt auf die neuen Gartenanlagen am ehemaligen Hafenplatz, dem heutigen Place des Huguenots. Als ich dann am ersten Juliwochenende mit dem Motorrad in die Stadt einbog, war ich überrascht, wie voll es im Ort war. Ich parkte das Motorrad auf dem Motorradparkplatz hinter dem Landgraf-Carl-Haus und machte mich auf den Weg. Mir fielen sofort die beiden Zebrastreifen auf, die über die gepflasterte Weserstraße führen. Ich lief bis zur Fährgasse und überquerte dort, wo früher mal die Ampel stand, die Straße. Das Café an der Ecke Weserstraße/Place des Huguenots war gut besucht, doch war ich zunächst neugierig auf den sogenannten Hugenottengarten.

Der Bereich um das Denkmal des Landgrafen Carl – anlässlich der Zweihundert-Jahr-Feier der Stadt errichtet – war gänzlich neu gestaltet worden. Als Erstes fiel mir auf, dass das einstmals von allen Seiten frei zugängliche Areal nun nur noch drei Zugänge hat. Einer befindet sich an der Seite, von der ich den Garten betreten wollte, einer am Denkmal sowie einer – in diesem Moment von mir noch nicht einsehbar – beim Weinhaus Römer. Insgesamt konnte der Garten nach der Einrichtung der verkehrsberuhigten Einbahnstraße breiter ausgeführt werden, da der ehemalige Fußweg ebenfalls mit in den Garten integriert werden konnte. Vor außen sichtbar war ein circa ein Meter hoher Metallzaun – grün. Doch jetzt im Sommer war er recht unscheinbar, da sich auf der Innenseite eine ebenso hohe Hainbuchenhecke befand. Verschließbare Türen gab es keine, aber das war wohl auch nicht die Zielsetzung des Areals. Der Zaun ist nur eine Maßnahme, die im Inneren befindlichen Hecken und Blumenbeete zu schützen.

Neben dem Zugang, durch den ich den Hafengarten betreten hatte, befand sich rechts an der Hafenmauer und neben der Treppe der sogenannte Teepavillon: ein metallenes Häuschen, an lediglich zwei der vier Seiten mit einer Wand versehen und mit weißen, gusseisernen Möbeln ausgestattet. Aus Gründen des Diebstahlschutzes waren sie mit dem hölzernen Fußboden des Pavillons verschraubt. Man kann den Freisitz am Hafen an den Wochenenden jeweils für eine halbe Stunde mieten, um dort seinen im gleichfarbigen Kiosk auf der anderen Seite des Gartens bestellten Tee oder Kaffee zu trinken. Auch in diesem Moment, als ich am Pavillon vorbeiging, saß dort eine Familie und wartete auf ihre Verköstigung. Der Kiosk bietet nicht nur Tee und Kaffee an, sondern auch die berühmte Hugenottenschnitte. Sie besteht aus Biskuitteig mit feinem Apfelmus auf einer Pudding-Sahne-Creme.

Betritt man den Bereich hinter dem Teepavillon, so hat man einen schönen Blick über die ganze Länge des Gartens – wie durch einen Tunnel, die Pergola aus Weinreben entlang, welche aufgrund der langen Sonnenbestrahlung natürlich jedes Jahr kräftig wachsen. Auf der Hafenseite gibt es überall kleine Sichtöffnungen, sodass man von fast jedem Punkt aus eine gute Aussicht auf das gegenüberliegende Rathaus hat. Die Pergola ist im Sommer wirklich dicht bewachsen, sodass diese Fenster notwendig sind, um dem Ganzen nicht den Eindruck eines Eisenbahntunnels zu geben. Die linke Seite der Pergola wird immer wieder von Öffnungen durchbrochen, die es dem Besucher ermöglichen, die zahlreichen lauschigen Plätze und kleinen Attraktionen zu betreten.

Der Garten an sich ist durch dichte Hainbuchenhecken in kleine Parzellen abgeteilt. Überall gibt es Sitzmöglichkeiten mit kleinen Tischen, an denen beispielsweise Schach gespielt werden kann. Wichtigste Attraktion dieses vorderen Bereichs des Gartens ist der Spiel- und Spaßbrunnen, der in den Sommermonaten vorsichtige Abkühlung und das gegenseitige Nassspritzen mit lehrreichen Erfahrungen über Wasserdruck, Düsen und Schieber verbindet. Man hat versucht, den Brunnen farblich in das restliche Ensemble einzupassen, was jedoch aufgrund der vielen Edelstahlelemente nicht ganz gelungen ist. Trotz dieser geringen farblichen Abweichung stellt der Marie-Durand-Brunnen eine der wichtigsten Attraktionen des Gartens dar.

Auf der linken Seite des Gartens befinden sich überall kleine und größere Blumenbeete. Die beiden Beete links und rechts des Denkmals sind großzügig gestaltete Bereiche, die mit herrlich riechendem Lavendel bepflanzt sind. Geht man hinter dem Denkmal weiter, so gelangt man zu einem kleinen Rosengarten. Eine etwas höhere Hecke schafft die Begrenzung zu einem vier mal fünfzehn Meter großen Pétanque-Feld, das wie auch der Teepavillon im Internet vorgebucht werden kann. Bei meinem Besuch lieferten sich gerade acht Personen in zwei Teams einen leidenschaftlichen Wettstreit. Eine zweite Hecke mit einer Höhe von circa einem Meter fünfzig bildet die natürliche Abgrenzung zum Café-Bereich. Acht Rastbänke wie auf einem Wanderrastplatz laden die Besucher ein, sich mit einem Kaffee und einer Hugenottenschnitte aus dem zum Café gehörenden Kiosk verwöhnen zu lassen. Sie können hier schön im Schatten sitzen, nachdem die drei Linden mittlerweile ausreichend hochgewachsen sind. Ich hatte in der Zeitung gelesen, dass es zunächst seitens der Stadt erhebliche Vorbehalte bezüglich der Bepflanzung mit tiefwurzelnden Bäumen gegeben haben soll. Schließlich hat man sich doch ein Herz gefasst und ein paar ausreichend tiefe Spundwände eingezogen. So klappte letztlich beides: schattenspendende Bäume und Schutz der Hafenmauer. Der Kiosk entspricht in Ausführung und Größe dem achtzig Meter weiter vorne befindlichen Teepavillon, sodass beide Gebäude mit dem Denkmal in der Mitte eine schöne Symmetrie bilden.

Tritt man durch das südliche Tor nach außen, so kommt man zu einer neu errichteten, festen Ausstellung mit sechs Informationstafeln, auf denen sich interessierte Besucher über die Dreharbeiten des hier 1976 gefilmten Mehrteilers Der Winter, der ein Sommer war informieren können.

Ich bin nach dem Besuch des Place des Huguenots umso mehr gespannt, wie die entsprechenden Gestaltungspläne für die Rathausseite umgesetzt werden. Auf dem Place des Cévennes ist nach Abschluss aller Arbeiten ebenfalls ein Hafengarten vorgesehen. Jedoch ist geplant, zwei getrennte Areale zu schaffen – mit dem Rathaus und seinem Vorplatz in der Mitte.

Mein Fazit: Den Stadtplanern ist hier ein wirkliches Meisterwerk gelungen: Auf so kleinem Raum derart viele Attraktionen zu vereinen, ist schon ein dickes Lob wert. Ich werde nun gerne öfter nach Bad Karlshafen kommen, um gemütlich im Hafengarten zu promenieren – gerne auch mit meiner Familie bei einem Tee und einer Hugenottenschnitte im Teepavillon.

– E N D E –


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