Im Jahr 1716 schenkt der preußische König Friedrich Wilhelm I. dem russischen Zaren Peter I. das Bernsteinzimmer. Im gleichen Jahr geht der Pommernfeldzug 1715/1716 der preußischen, sächsischen und russischen Alliierten gegen die Schweden mit der Eroberung von Wismar zu Ende. Diedrich Baedeker, deutscher Buchdrucker und Verleger stirbt.
In Sieburg wurde in jenem Jahr vor 300 Jahren der erste Magistrat mit Johann Heinrich Köhler als erstem Bürgermeister bestellt.
Vorgeschichte
1699 wurde das heutige Bad Karlshafen als ‚Sieburg‘ an der Diemelmündung gegründet. 1701 zogen die ersten 37 Familien in die Stadt. 1704 bis 1710 Bau des Invalidenhauses, im Jahr der Fertigstellung des Gebäudes erhält der Ort seine Stadtrechte. Etwa ab 1713 verfolgte Landgraf Carl den Plan, die Stadt an der Weser über den Landgraf-Carl-Kanal mit der Fulda im Süden zu verbinden, um so Mündener Zollrecht zu umgehen.
Johann Heinrich Köhler
Johann Heinrich Köhler kam 1705 aus Zierenberg in die Stadt und er war als ‚vermögender und wohlgelahrter Mann‘ in der Lage, sich selbst ein Haus zu bauen und es 1707 zu beziehen. Als er in die Stadt kam, war er bereits 55 Jahre alt und ein ‚Privatus‘ – ein finanziell Unabhängiger, der von seinem Ersparten leben konnte.
Magistrat und erster Bürgermeister
Eigentlich war im ‚landgräflichen Privileg‘ von 1700 bereits die Bildung eines Stadtrates vorgesehen. Doch hat Landgraf Carl erst am 23. November 1716 einen Magistrat mit Köhler als Bürgermeister bestellt. Sollte entsprechend des ersten ‚landgräflichen Privilegs‘ ein ‚Stadtrat ohne nationale Unterscheidung‘ gebildet werden, so war nun eine Gewichtung der Bevölkerungsgruppen vorgesehen: Er sollte aus drei (reformierten) deutschen sowie drei französischen Mitgliedern bestehen. Später wurde die Gewichtung dann nochmals verändert, der Magistrat bestand aus jeweils zwei französisch-reformierten, deutsch-reformierten und deutsch-lutherischen Mitgliedern. So hatte man dem Anwachsen der lutherischen Bevölkerungsgruppe Rechnung getragen.
Das Bürgermeisteramt, so hatte man festgelegt, sollte jedes Jahr zwischen den drei Gemeinden wechseln. Johann Heinrich Köhler war der erste Bürgermeister, der jedoch 1717 67-jährig verstarb. Übrigens erfolgte erst 1717 die Umbenennung von ‚Sieburg‘ in ‚Carlshaven‘.
Die Gegenwart
Die Zeiten, in denen eine höhere Instanz die Mitglieder des Stadtrats bestimmt, sind endgültig vorbei. Heute haben die Bürger die Möglichkeit, bei ihrer Stimmabgabe zu kumulieren und zu panaschieren, der Bürgermeister wird in Personenwahl unabhängig von der Gemeindevertretung direkt vom Volk gewählt. Nach damals drei konfessionellen Gruppe sind es heute fünf Parteien, die in der Stadtverordenenversammlung sitzen.
Quellen und zum Weiterlesen
Bohn, Robert (2000): 1699-1999 Karlshafen – Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Hessischen Planstadt aus der Barockzeit, Reihe ‚Beiträge zur Geschichte der Stadt Karlshafen und des Weser-Diemel-Gebiets‘, Band 11, Verlag des Antiquariats Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen.
Kasseler Sparkasse (Hrsg., 1999) Landgraf Karl und die Gründung von Karlshafen 1699-1999, Verlag Weber & Weidemeyer, Kassel.
Meinhardt, Anke (ohne Jahr): Geschichte der Stadt Bad Karlshafen und der Kulturstätten der näheren Umgebung, Selbstverlag, Bad Karlshafen.
Regiowiki der Hessisch-/Niedersächsischen Allgemeinen Zeitung (HNA).