2018 ist das Erinnerungsjahr an den Beginn der Eisenbahn in beiden Ortsteilen: 1848 (vor 170 Jahren) nahm die Friedrich-Wilhelm-Nordbahn / Carlsbahn zwischen Carlshafen und Grebenstein auf der linken Weserseite ihren Betrieb auf. 1878 (vor 140 Jahren) folgte die Bahnstrecke zwischen Ottbergen und Northeim auf der rechten Weserseite.
Die feierliche Eröffnung der Friedrich-Wilhelm-Nordbahn / Carlsbahn erfolgte am 3. April 1848. Die ersten beiden Lokomotiven auf der Strecke Carlshafen – Grebenstein hießen übrigens „Hirsch“ und „Sababurg“. Das Teilstück Grebenstein – Cassel folgte im August 1848.
Sie möchten mehr über die Geschichte der heute verschwundenen Bahn wissen? Viele Spuren der Eisenbahn in Carlshafen, linkes Ufer sind heute noch wiederzuentdecken. In Helmarshausen steht sogar noch das Bahnhofsgebäude, das heute zu den „Helmars-Häusern“ gehört. Folgen Sie den alten Spuren, ein Spaziergang mit sechs Stationen rund um die Carlsbahn nimmt Sie mit in eine andere Zeit.
Carlsbahn-Spaziergang
Station 1: Übergang Kanal zur Weser / Drehscheibe 1
Startpunkt ist das Weserufer hinter dem Landgraf-Carl-Haus. An dieser Stelle befindet sich – je nach Perspektive – der eigentliche Start- beziehungsweise Endpunkt der Carlsbahn. Obwohl sich der Bahnhof Karlshafen linkes Ufer am Standort der heutigen Marie-Durand-Schule befand, führten die Gleise früher bis zur Weser führten. Am Übergang des Kanals zur Weser hatte die Hafenbahn als Verbindungsweg zwischen Bahnhof und Weser ihren Anfang. Hier wurden die Waren, die über die Weser kamen, in Güterwaggons geladen und weiter nach Kassel transportiert – oder eben auch anders herum. An dieser Stelle befand sich eine Drehscheibe, die ein Rangieren der Züge ermöglichte. Von hier aus führten zwei Gleise zu den beiden weiteren Drehscheiben, die sich in im Bereich Gerbergasse/An der Schlagd befanden. Unter ‚Quellen und zum Weiterlesen‘ findet sich der Link auf ein Foto, auf dem den Gleisverlauf und die Drehscheiben erkennen kann.
Heute würde man die Carlsbahn den ‚Landgraf-Carl-Kanal 2.0‘ nennen, denn letztlich wurde damit das Ziel eines Transportweges vom damaligen Carlshaven nach Cassel unter der Umgehung von Hannoversch Münden einhundertneunundvierzig Jahre später doch noch realisiert. Lediglich mit einem anderen Transportmittel. Leider wurde der Betrieb der im März 1848 eröffneten Carlsbahn im September 1966 eingestellt.
Weiter geht es parallel zur Weser, bis man auf die Gerbergasse trifft.
Station 2: Drehscheibe 2 Gerbergasse / An der Schlagd – nahe Minigolfplatz
Drehscheibe 2
Weiter geht es in Richtung Weserstraße bis zum Klee-Spielplatz.
Station 3: Drehscheibe 3 Gerbergasse / An der Schlagd – Klee-Spielplatz
Drehscheibe 3
Weiter geht es zur Weserstraße und dem dort befindlichen Carlsbahn-Denkmal mit der Gedenktafel.
Station 4: Carlsbahn-Denkmal
Ein großer Radsatz sowie eine Gedenktafel bilden das Carlsbahn-Denkmal mit dem großen Radsatz. Das Denkmal wurde 1975 errichtet und steht genau auf dem ehemaligen Gleisbett der Hafenbahn, die bereits 1952 außer Betrieb genommen wurde. Übrigens: Auf der Gedenktafel findet sich ein Widerspruch in der Inschrift: Sie spricht von einer Inbetriebnahme der Carlsbahn am 30. Mai 1848, alle anderen Quellen sprechen von einer Eröffnung am 30. März 1848.
Die Carlstraße entlang geht es zur Marie-Durand-Schule.
Station 5: Marie-Durand-Schule, ehemals Bahnhof Karlshafen linkes Ufer
Dort, wo heute der Schulkomplex der Stadt Bad Karlshafen – die Sieburg-Grundschule und die Marie-Durand-Schule – stehen, stand von 1848 bis 1970 der Bahnhof Karlshafen linkes Ufer. Hier endete die Personenbeförderung der Carlsbahn, die ja eine Stichbahn aus Richtung Hümme war. Der Güterverkehr wurde, wie bereits beschrieben, auf der Hafenbahn bis zum südlichen Weserufer fortgesetzt. Dieser Kopfbahnhof entstand 1848 nach einem Entwurf von Julius Eugen Ruhl. Interessant ist übrigens, dass für den Bahnhof damals der alte Friedhof, der sich auf Teilen des Geländes befand, verlegt werden musste.
Der Triebwagen, der lange vor dem Schulkomplex stand, war neben der Lokomotivachse, das zweite Denkmal hier in Bad Karlshafen, das in Zusammenhang mit der Carlsbahn steht. Es handelte sich um eine sogenannte ‚Ferkeltaxe‘, umgangssprachlicher Begriff für die Triebwagen, die früher in der ehemaligen DDR eingesetzt wurden, bevorzugt auf dem Lande. Offiziell trägt diese Ferkeltaxe die Fahrzeugnummer 971 665-5, gebaut wurde sie im Jahr 1964 vom Volkseigenen Betrieb Waggonbau in Bautzen. Sie fuhr sie bis 1995 für die Deutsche Reichsbahn, danach wurde sie an die Usedomer Bäderbahn (UBB) verkauft. Im Mai 2003 kam sie nach Bad Karlshafen und diente neben der Funktion als Denkmal inzwischen vor allem als Pausenraum und Cafeteria auf dem Schulhof der Marie-Durand-Schule.
Man läuft links an der Marie-Durand-Schule vorbei und über den dahinter befindlichen Schulhof und begibt sich links hinauf auf die Straße ‚Unter dem Königsberg‘. Man geht nach rechts und folgt dem Weg solange, bis man zu einer Schranke kommt.
Station 6: Gleisbett der ehemaligen Carlsbahn
Ab hier, im Umfeld der Schranke, verläuft der Rad- und Spazierweg auf dem ehemaligen Gleisbett der Carlsbahn. Ein Schild am Rand des Weges zeigt es an ‚Sonnenweg‘ nach Helmarshausen – ehemalige Bahntrasse der Friedrich-Wilhelm-Nordbahn von Karlshafen nach Hümme 1848-1966′.
Zurück geht es den gleichen Weg auf die Straße Unter den Königsberg, bis es nur noch nach links oder rechts geht. Nach rechts und gleich wieder links (an der Kirche vorbei) gelangt man wieder zum Hafen.
Anmerkung
Der Gebrauch der Begriffe ‚Carlsbahn‘ und ‚Friedrich-Wilhelm-Nordbahn‘ geht etwas durcheinander. Heute wird der Abschnitt zwischen Hümme und Bad Karlshafen in verschiedensten Quellen als ‚Carlsbahn‘ bezeichnet.
Quellen und zum Weiterlesen
Bohn, Robert (2000): 1699-1999 Karlshafen – Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Hessischen Planstadt aus der Barockzeit, Reihe ‚Beiträge zur Geschichte der Stadt Karlshafen und des Weser-Diemel-Gebiets‘, Band 11, Verlag des Antiquariats Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen.
Münzer, Lutz (Hrsg.): ‚Mit der Eisenbahn von Hümme nach Carlshafen – Geschichte und Relikte von Kurhessens erster Eisenbahn‘, 1998, 20 Seiten, DGEG e.V., Werl, ISBN 3-921700-91-4.
Plan Hafenbahn: http://www.uni-kassel.de/gis/KULADIG/ws0607/242_338_Abschnitt39.pdf
Materialsammlung Carlsbahn: https://treffpunkt-hafenmauer.de/materialsammlung-carlsbahn