„Wurst-Herby vor Aal-Jürgen, Blumen-Hannes und Käse-Rüdiger, das ist die Rangfolge des Marktschreier-Wettbewerbs, der am Freitagabend in der Badestadt Karlshafen (Landkreis Kassel) ausgetragen wurde. Bis Sonntagabend findet „rund um das Hafenbecken“ ein großer „Fischmarkt a la Hamburg“ statt, an dem sich 53 „billige Jakobs“ aus dem ganzen Bundesgebiet beteiligen.“
So beginnt die Notiz in der HNA vom Sonntag, dem 9. August 1987. 2016 findet ein Jubiläum statt, die Marktschreier buhlen in diesem Jahr zum dreißigsten Mal um die Gunst ihres Publikums. Scheinbare persönliche Beleidigungen der Konkurrenz und anzügliche Bemerkungen gehören gestern wie heute zum Geschäft der ‚billigen Jakobs‘, wie man die Besitzer von Buden und Ständen auch heute noch bezeichnet. Leider gibt das Archiv nicht alle Sieger des Wettbewerbs wieder, aber ein paar Schlaglichter aus den ersten vier Jahre des Wettbewerbs machen Lust auf mehr. Also, wie fing es an?
Ein guter Start
1987 waren es 21 Marktschreier und 53 ‚billige Jakobs‘, die einen, wie es damals hieß, ‚Fischmarkt a la Hamburg‘ veranstalteten. Sieger wurde, wie beschrieben, Wurst-Herby – und das mit großem Vorsprung.
1988 war es Bananes-Matthes, der „mit seinen markerschütternden Urschreien und harten Sprüche den übrigen 14 Konkurrenten und Konkurrentinnen gestern Nachmittag beim Beginn des Marktschreier-Wettbewerbs in Bad Karlshafen (Kreis Kassel) keine Chance ließ.“ (HNA, 13.08.1988)
Wurst-Herby und Bananen-Matthes wechselten sich während der ersten vier Jahre dann auch brav als Sieger ab:
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- 1987 Wurst-Herby (21 Teinehmer)
- 1988 Bananen-Matthes (15)
- 1989 Wurst-Herby (26)
- 1990 Bananen-Matthes (?)
Interessant ist auch der Hinweis vom 12. August 1988 (HNA): „Das Rahmenprogramm mit Musik und Weindorf läuft drei Tage von morgens bis abends. Am Samstag gibt es einen Fischmarkt unter Hafenbeleuchtung.“ – damals wurde aber noch richtig zünftig gefeiert.
Die Namen – eine Auswahl
Wurst-Herby, Bananen-Matthes, Aal-Jürgen, Blumen-Hannes, Taschen-Gudi, Kuchen-Ulli, Gardinen-Wolli, Decken-Rainer und Käse-Rüdiger – also heute wie damals vermutet man hinter diesen Namen recht fragwürdige Gestalten, denen man nicht alles glauben sollte, was sie einem im Laufe des Tages erzählen.
Minieisenbahn
Um 1990 dem Ansturm von etwa 80 000 Gästen Herr werden zu können, wurde den Pkw-Fahrern vorgeschlagen, vor dem Bürgerhaus in Heimarshausen zu parken. Sie konnten anschließend kostenlos mit einer Mini-Eisenbahn nach Karlshafen fahren (HNA, 09.08.1990).
Das Ende der Marktschreier
Im August 2018 fanden die Marktschreier das letzte Mal ihre Bühne am Hafen von Bad Karlshafen. Die in der Werbegemeinschaft zusammengeschlossenen Gastronomen und Geschäftsinhaber haben einstimmig beschlossen, die Marktschreier nicht mehr einzuladen. Nach 32 Jahren war die Ära das Marktschreier zu Ende.
Quellen und zum Weiterlesen
Onlinearchiv der HNA (für Abonennten): https://www.meinehna.de/archive/
Die Echte Gilde der Marktschreier: http://www.gilde-der-marktschreier.de/