Zeitreise: 1719 – Karlshafener Konzession

1719: Der Roman „Robinson Crusoe“ von Daniel Defoe wird veröffentlicht, französische Einheiten erobern Pensacola in der Spanischen Kolonie Florida. In diesem Jahr, in dem Leopold Mozart, deutscher Komponist und Musiker und Vater von Wolfgang Amadeus Mozart geboren wurde, erhielt das noch junge Karlshafen weitreichende wirtschaftliche Privilegien. Neben der Steuerfreiheit kam dazu, dass alle Handelsleute aus der Umgebung gezwungen waren, ihre Waren auf den Karlshafener Wochenmarkt zu bringen.

 

Privilegien für die Bewohner der Stadt

Um handwerklich oder merkantil potente Siedler in die Stadt zu bekommen, hat Landgraf Carl immer wieder neue Privilegien an die noch junge Stadt vergeben:

    • 12. Mai 1700: Erste Freiheitskonzession („Freiheitsprivileg“)
    • 22. Juni 1704: Zweite Freiheitskonzession
    • 10. Oktober 1710: Stadtrechteverleihung
    • 10. März 1719: Erneute Freiheitskonzession

 

Die „Karlshafener Konzession“ von 1719

Die „Karlshafener Konzession“ hatte das Ziel, den bis dahin eher schleppenden Aufbau der Stadt voranzubringen und mit weitreichenden Privlegien und Eingriffen in den Geschäftsverkehr die wirtschaftliche Situation zu verbessern. Dazu gehörten:

    • Verlängerung der Steuerfreiheit der Manufakturen auf fünfundzwanzig Jahre.
    • Verlängerung der Steuerfreiheit für Handwerker auf acht Jahre.
    • Es wurde ein Wochenmarkt eingerichtet, der jeden Donnerstag stattfand und das Wirtschaftsleben der Stadt beförderte. Eine Art Handelsmonopol entstand dadurch, dass die „umliegenden landgräflichen Ämter“ – Hofgeismar, Liebenau, Trendelburg, Helmarshausen und Sababurg – gezwungen waren, ihre Waren auf diesen Markt zu bringen. Mehr noch: In- und ausländische Artikel durften nur dort gekauft werden.

 

Sonderrechte für französische Mitbürger

In dieser Zeit hatten die Franzosen auch besondere Privilegien in ihrem Geschäftsverkehr mit der Obrigkeit: Sie waren nicht den deutschen Behörden unterstellt, sondern ihre Rechtssachen wurden von einem französischen Kommissar geregelt. Dieser Kommissar war einer sogenannten französischen Kanzlei in Kassel rechenschaftspflichtig. Gerechtfertigt wurde diese besondere Behandlung durch den Umstand, dass die Franzosen noch nicht ausreichend der deutschen Sprache mächtig waren. Ab 1850 verloren sie dieses Privileg und wurden der Jurisdiktion des Ober-Amtes in Karlshafen unterstellt.

 

Quellen und zum Weiterlesen

Bohn, Robert (2000): 1699-1999 Karlshafen – Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Hessischen Planstadt aus der Barockzeit, Reihe ‚Beiträge zur Geschichte der Stadt Karlshafen und des Weser-Diemel-Gebiets‘, Band 11, Verlag des Antiquariats Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen.

Meinhardt, Anke (unter Mitarbeit von Brich, Hermann): Geschichte der Stadt Bad Karlshafen und der Kulturstätten der näheren Umgebung, kein Jahr, Nordlanddruck GmbH, Lüneburg. 

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