Sonntagsaktivitäten in und um Bad Karlshafen: Der November

Es ist November und der an sich düstere Monat lässt sich mit einem Spaziergang durch die bunten Wälder rund um Bad Karlshafen und Helmarshausen durchaus fröhlicher gestalten. Zum Beispiel auf den Spuren der alten Sieburg, die den Wissenschaftlern auch heute immer noch Rätsel aufgibt. Der „Lohnende Umwege“ dieses Monats führt uns durch die Ortsteile der Gemeinden Beverungen und Borgentreich. Will man es kurz und einfach oder mit dem Junior im Kinderwagen, so bietet sich der „Rundweg Bad Karlshafen – Helmarshausen – Bad Karlshafen“ an. Schön in Erinnerung schwelgen können die jenigen, die in Bad Karlshafen die Schule besucht haben – auf einem ganz besonderen Schluweg.

Viel Vergnügen auf all Ihren Wegen!


Vorschlag 1: Eco Pfad „Archäologie Sieburg“

„Der Eco Pfad Archäologie Sieburg erschließt die mit 140 Hektar flächenmäßig größte Befestigungsanlage Hessens. Was zwischen der Zeit der bronzezeitlichen Grabhügel bis zur Zeit der Marienkapelle am Wechselberg auf der Hochfläche passiert ist, ist noch weitgehend unerforscht.

Auf den ersten Blick fällt die besondere strategische Lage der Sieburg auf. Die Sieburg wird von Weser und Diemel umflossen – das Plateau fällt zu den Flüssen steil ab und bietet so hervorragenden Schutz. Den Zugang von Süden in Richtung Reinhardswald bildet ein nur 600 Meter breiter Geländesattel, der ebenfalls leicht zu verteidigen ist.

Der Eco Pfad macht diese besondere topographische Situation erfahrbar. Wer den Aufstieg von Helmarshausen oder Bad Karlshafen nutzt, für den liegt es nahe, diesen Ort als über die Jahrtausende hinweg als immer wieder genutzt und bewohnt zu betrachten. Datierende Funde, die eine solche These stützen könnten, fehlen allerdings bisher.“

Stationen: Haupwall der Sieburg, Vorwall der Sieburg, Grabhügel aus der Bronzezeit, Die Marienkapelle am Wechselberg.

Quelle der Beschreibung, Wegbeschreibung und Beschreibung der Stationen: http://www.eco-pfade.de/siebg-00.html.

Dauer: Circa 150 Minuten.

Hinweis: Feste Schuhe erforderlich. Die Beschreibung ist so verfasst, dass der Weg in Bad Karlshafen oder Helmarshausen begonnen und beendet werden kann.


Vorschlag 2: Der zweite lohnende Umweg (Ausflug)

Aus dem Buch „Lohnende Umwege“ möchte ich heute die zweite Route vorstellen. Leider können hier an dieser Stelle keine detaillierten Hinweis zu den Orten gegeben werden, hier sei auf das Buch „Lohnende Umwege“ (s. u.) beziehungsweise die Informationen der Gemeinden Bad Karlshafen, Beverungen und Borgentreich verwiesen.

Der zweite Umweg hat folgende Stationen:

    • Bad Karlshafen (Startpunkt)
    • Herstelle (Kloster)
    • Beverungen (Burg, Fachwerkhäuser)
    • Jakobsberg (Kirche)
    • Klus Eddessen (Einsiedelei, Kirche)
    • Borgholz (Rittergut, Kirche, Synagoge)
    • Natzungen (Herrenhaus)
    • Schweckhausen (Wasserschloss)
    • Borgentreich (Kirche, Orgelmuseum)

Diese Tour könnte ein schöner Sonntagausflug sein, während dem man unterwegs gemütlich zu einem Mittagessen einkehrt.

Dauer: individuell


Vorschlag 3: Rundweg Bad Karlshafen – Helmarshausen – Bad Karlshafen

Treffpunkt Hafenmauer – Unter dem Königsberg – Sonnenweg – Helmarshausen – Fußweg an der B 83 – Diemelbrücke – Unter dem Königsberg – Treffpunkt Hafenmauer

Auf diesem barrierefreien Weg lässt sich gut auch einmal ein Kinderwagen durch den kalten Novembersonntagnachmittag schieben. Vom Treffpunkt Hafenmauer geht die Invalidenstraße links an auf die Carlstraße und nach einigen Meter circa fünfzig Meter die Gallandstraße hinauf. Rechts ab in die Straße ‚Am Reservoir‘ und gerade aus in die Straße ‚Unter den Königsberg‘. Immer den Weg entlang und auf dem Sonnenweg nach Helmarshausen. Hinter der Schranke rechts hinunter am Wasserwerk vorbei geradeaus auf den Deich und zur Diemelbrücke. Die B 83 überqueren und rechts in die Poststraße. Dieser parallel zur B 83 folgen, bis man auf den Rad- und Fußweg nach Karlshafen gelangt. Weg bis zur Kolonie Nollendorf folgen und beim ersten Abzweig nach rechts die Bundesstraße überqueren und der Wohnstraße parallel zur Bundesstraße folgen. Rechts hinunter zur Diemelbrücke. An der Weggabelung nach links und den gleichen Weg wieder zurück zum Ausgangspunkt.

Dauer: Circa 65 Minuten.

Hinweis: Der Sonnenweg und der Weg an der B 83 sind gleichzeitig Radwege, daher bitte auf die Radfahrer achten.


Vorschlag 4: Auf dem Schulweg

Treffpunkt Hafenmauer – Landgraf-Carl-Haus, Eckhaus Weserstraße/Hafenplatz, Klaus-Ulbricht-Platz, Sieburg-Grundschule, Marie-Durand-Schule – Treffpunkt Hafenmauer

Dieser Weg folgt den diversen Schulen, die im Ort bestanden. Er beschränkt sich jedoch auf die wesentlichen Gebäude. Details des konfessionellen Schulwesens und weitere Ausweichquartiere sind im Buch ‚Karlshafen – 1699-1999‘ von Robert Bohn (Seite 186ff) nachzulesen (siehe unten).

Vom Treffpunkt Hafenmauer geht es zum nahegelegenen Landgraf-Carl-Gebäude. Dort befand sich zwischen 1852 und 1972 eine Volksschule / Realschule / Oberschule. Läuft man anschließend zur Ampel und schaut auf das Eckhaus Weserstraße/Hafenplatz, so erblickt man das erste offizielle Schulgebäude der Stadt, dass von 1826 bis 1852 zu diesem Zweck genutzt wurde. Weiter geht es die Weserstraße und die Mündener Straße entlang. Hinter dem Friedhof führt ein kleiner Pfad zum Klaus-Ulbricht-Platz am C.-D.-Stunz-Weg. Folgt man der Straße nach rechts, so erreicht man nach wenigen Minuten die ehemalige Sieburg-Grundschule. Sie war von Ostern 1956 bis vor wenigen Jahren die Volks- und später Grundschule des Ortes. Den C.-D.-Stunz-Weg weiter hinunter, der Straße ‚Am Reservoir‘ folgend, gelangt man in die Gallandstraße. Geht man diese links hinunter, so erreicht man die Carlstraße. Links hinein befindet sich auf dem ehemaligen Standort des ‚Bahnhof Karlshafen, linkes Ufer‘ die Marie-Durand-Schule. Seit 1972 Gesamtschule, ist sie seit wenigen Jahren auch die Grundschule des Ortes. Die Carlstraße entlang geht es rechts in die Invalidenstraße und links zurück zum Ausgangspunkt.

Dauer: Circa 60 Minuten.

Hinweis: Überwiegend einfacher Weg.


Quellen und zum Weiterlesen

Stadtgeschichte

Bohn, Robert (2000): 1699-1999 Karlshafen – Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Hessischen Planstadt aus der Barockzeit, Reihe ‚Beiträge zur Geschichte der Stadt Karlshafen und des Weser-Diemel-Gebiets‘, Band 11, Verlag des Antiquariats Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen.

Lohnende Umwege

Kupetz, Sigrid et al.: Lohnende Umwege – 12 Reiserouten im Dreiländereck Nordhessen, Ostwestfalen und Südniedersachsen, 532 Seiten, 2002, Reihe: ‚Beiträge zur Geschichte der Stadt Bad Karlshafen und des Weser-Diemel-Gebiets‘, Band 13, Verlag des Antiquariats Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen, ISBN: 3- 934800-01-7. Neupreis: 49,90 Euro – das Buch ist derzeit jedoch nur antiquarisch erhältlich.

Wanderkarten

Bad Karlshafen GmbH: Wanderkarte Bad Karlshafen, Maßstab 1 : 25 000, kein Jahr, Publicpress Publikationsgesellschaft mbH, Geseke.

Kartographische Kommunale Verlagsgesellschaft (Hrsg.): Bad Karlshafen – Stadtplan mit Rad- und Wanderkarte, 3. Auflage, 2014, Maßstab 1 : 7 500, Nordhausen.

Expressiver Realismus in Bad Karlshafen – Interview zur Herbert-Mager-Ausstellung

Seit April 2024 ist im Landgraf-Carl-Haus in Bad Karlshafen die gut achtzig Bilder und Zeichnungen umfassende Ausstellung „Expressiver Realismus – Leben & Werk von Herbert Mager“ zu sehen. Es ist die dritte Ausstellung im neuen Kunsthaus der Stadt – nach der Ausstellung über Adolf Eiermann und einer Ausstellung mit Bildern von Ariane Zuber. Die Herbert-Mager-Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Ateliers Ariane Zuber und des Heimatvereins Bad Karlshafen e. V.

Bei der mit 80 Besuchern sehr gut besuchten Ausstellungseröffnung am 13. April 2024 führte Guntram Rother, stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins Bad Karlshafen e. V., im Beisein von Herbert Magers Enkelin in die Ausstellung über den Maler ein, der auch schon einmal seine Schuhe beim Schuster in Helmarshausen mit Bildern bezahlte.

Treffpunkt Hafenmauer sprach mit den Machern der Ausstellung im Landgraf-Carl-Haus, Ariane Zuber und Klaas Stiegemeier-Oehlen.

Zunächst die Frage: Wer war Herbert Mager?

Ariane Zuber: Herbert Mager wurde 1888 in Geestermünde bei Bremerhaven geboren und hat in der Zeit von 1922 bis 1979 in Karlshafen gelebt und gearbeitet. Als einziger Sohn eines Bremer Kaufmanns sollte er ebenfalls diesen Beruf erlernen. Herbert Mager hatte daran jedoch kein Interesse und wollte Maler werden. Sein in diesen Dingen sehr toleranter Vater sagte dann zu ihm, er solle sich eine Stadt aussuchen und sich ein Haus kaufen. Um alles weitere musste sich Herbert dann selber kümmern. Warum er und seine Frau Ida gerade nach Karlshafen kamen, ist jedoch nicht bekannt – doch einmal hier, blieb Mager der Stadt fast sechzig Jahre treu.

Er hat seinen Traum umsetzen können – wie begann Mager seine Künstlerkarriere?

Klaas Stiegemeier-Oehlen: Herbert Mager hat zunächst Architektur an der Technischen Hochschule Hannover studiert und ist dann an die Kunstgewerbeschule in Karlsruhe gewechselt, sein Lehrer dort war der bekannte Keramiker Max Laeuger. Seine Ausbildung abgeschlossen hat er mit einem Studium der Kunstgeschichte in Berlin – wo er dann auch seine spätere Frau Ida kennengelernt hat.

Was denkt ihr, begeistert die Besucher der Ausstellung am Künstler Herbert Mager?

AZ: Ich denke, die meisten Menschen begeistern sich an den alten Stadtansichten von Karlshafen. Es gibt auch sicherlich noch einige der Besucher, die Herbert Mager auch noch persönlich kannten und aus diesem Grund an seinem Werk interessiert sind. Neben diesem räumlichen Bezug sind vor allem sein Stil, also die Farbigkeit seiner Bilder und der Stil des expressivem Realismus ein Anziehungsgrund, die Ausstellung zu besuchen.

Mager gilt als Maler des Expressiven Realismus, wie lässt sich diese weniger bekannte Stilrichtung der Malerei beschreiben?

KSO: Der Expressive Realismus gilt als die Malerei der sogenannten verschollenen Generation. Es handelt sich um eine Gruppe von deutschen Malern, die lange Zeit in Vergessenheit geraten war und sich erst in den 1980er Jahren wieder einen Platz in der Kunstgeschichte erobert haben – daher auch die Bezeichnung „Verschollene Generation“. Um die Jahrhundertwende geboren, wurde ihre Karriere durch die nationalsozialistische Kunstpolitik gebremst, ihre Kunst wurde dabei als „entartet“ deklariert und verfemt. Der Begriff „Expressiver Realismus“ wurde geprägt durch den sächsischen Kunsthistoriker Reinhard Zimmermann.

Woher stammen die Bilder, die in der Ausstellung zu sehen sind?

AZ: Die Bilder stammen zum größten Teil von den Nachfahren von Herbert Mager. In Berlin lebt Magers Enkelin Christiane Loos, die in mühsamer Kleinarbeit die Bilder sortiert und für eine mögliche Ausstellung vorbereitet hat. Für sie war klar, dass ein möglicher Ausstellungsort einen Bezug zu den Bildern ihres Großvaters haben sollte – so kam die Ausstellung dann zu uns nach Bad Karlshafen. Die wichtigsten Motive der Enkelin, die wohl sehr an ihrem Großvater hing, waren eine angemessene Würdigung von Herbert Mager als Künstler sowie dass die Bilder in gute Hände gelangen würden.

In dieser Ausstellung werden überwiegend Malereien aus der Region gezeigt. Als ernsthafter Künstler hat er sicherlich auch noch andere Motive gemalt?

KSO: Vor seiner Ankunft in Karlshafen und während seiner Reisen hat er gerne an den Küsten gemalt, vor allem an Nord- und Ostsee. Zudem gibt es von ihm auch noch Bilder aus seiner Soldatenzeit im Ersten Weltkrieg in der Ukraine. Aus seiner Zeit in Paris sind uns jedoch keine Bilder bekannt, ebenso aus seiner Zeit als Soldat in Frankreich im Zweiten Weltkrieg.

Was viele gar nicht wissen ist, dass auch Magers Frau Ida eine Künstlerin war. Was hat sie gemalt?

AZ: Sie hat so ähnlich gemalt, vor allem Landschaften und Stillleben. Sie war vom Stil her expressionistischer als ihr Mann. Sie hat sich auch ausgiebig mit dem Thema Dekoration beschäftigt und zahlreiche Tapeten- und Stoffmuster entworfen. Ida Mager war ebenfalls professionell ausgebildet – sie absolvierte eine Ausbildung zur Fotografin und studierte an der Kunsthochschule in München.

Was sind die weiteren künstlerischen Planungen des Landgraf-Carl-Hauses?

KSO: Als nächstes planen wir mit dem Gesamtwerk von Dr. Friedrich Seelig wieder eine Ausstellung eines Künstler aus Karlshafen. Dr. Seelig war hier im Ort Zahnarzt und hat sein Leben lang gemalt. Von ihm gibt es Zeichnungen und Ölgemälde, Porträts und Landschaften, er hat Figuren geschaffen und sich auch im Surrealismus versucht. Wir rechnen damit, dass wir Ende 2024 / Anfang 2025 eine Ausstellung mit dem Werk von Friedrich Seelig eröffnen können.

Die Organisatoren der Ausstellung

Ariane Zuber und Klaas Stiegemeier-Oehlen sind dem besonderen Reiz Bad Karlshafens erlegen und haben sich aus diesem Grund hier niedergelassen. Ariane Zuber kommt aus Kassel und lebte einige Jahre in Berlin. Müde vom Großstadtleben suchte sie einen ruhigen und besonderen Ort in der Natur und kam durch den Rat von Freunden nach Bad Karlshafen. Klaas Stiegemeier-Oehlen kennt die Stadt bereits seit fünfzig Jahren und war in dieser Zeit immer wieder als Urlauber in der Stadt. Dann hat er beschlossen, aus dem Münsterland hierher zu ziehen und sich hier niederzulassen.

Informationen zur Ausstellung

Die Ausstellung im Landgraf-Carl-Haus in der Weserstraße 21 in Bad Karlshafen läuft noch bis zum 31. Oktober 2024 und kann jeweils Mittwoch bis Sonntag zwischen 14 und 17 Uhr besucht werden. Da es sich um eine Verkaufsausstellung handelt, lohnt sich ein zeitnaher Besuch, um vielleicht doch noch eine von Magers sehenswerten Stadtansichten von Bad Karlshafen oder eines seiner anderen Motive zu erwerben.

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