Die dritte Folge der Reihe „Acht Kostbarkeiten in Bad Karlshafen und Helmarshausen“ beschreibt ein einzigartiges Museum – auch wenn es leider das einzige Museum des Ortsteils Karlshafen ist: Das Deutsche Hugenotten-Museum. Das im Jahr 1980 gegründete Museum befindet sich in einer ehemaligen Tabakfabrik in der Hugenottenstadt Bad Karlshafen und zeigt auf drei Stockwerken nicht nur Exponate zur Geschichte der Hugenotten in Frankreich und Deutschland, sondern auch spannende Aspekt der Ortsgeschichte der 318 Jahre alten Barockstadt.
Um es in moderner Sprache auszudrücken: Hat man die barocke Bausubstanz als „Hardware“ jeden Tag bewundernd vor Augen, bekommt man in diesem tollen Museum die „Software“, warum viele Dinge sich so entwickelt haben, wie sie heute sind. Der reich bebilderte Beitrag soll Lust drauf machen, das tolle Museum zu besuchen – beziehungsweise – wieder zu besuchen!
Das Museum
Der Verein Hugenotten-Museum Bad Karlshafen e. V. ist Träger des Museums. Er wird dabei unterstützt von der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft und der Stadt Bad Karlshafen. Es wird geleitet von Jochen Desel, der bereits viele Publikationen über die hugenottische Geschichte sowie die Stadtgeschichte Karlshafens veröffentlicht hat.
Aufbau des Museums
Erdgeschoss: Sonderausstellungen, Lesungen und Vorträge sowie museumspädagogische Projekte finden im Erdgeschoss statt. Hier findet auch der bei Besuchern sehr beliebte Bücherflohmarkt zugunsten des Museums statt, auf dem Besucher so manches Schnäppchen ergattern können.
Erster Stock: Das Leben der reformierten Christen in Frankreich – Hugenotten genannt – vor allem ihr Leiden und ihre Verfolgung als Minderheit im katholischen Frankreich, sind das Thema der Ausstellung in der ersten Museumsetage. Hier befindet sich auch der Raum für die interessanten Sonderausstellungen, derzeit und noch bis zum 4. November 2017 „Here I stand, Martin Luther, die Reformation und die Folgen“.
Zweiter Stock: Im zweiten Stockwerk wird versucht, die Aufnahme und die Integration der aus Frankreich in deutsche Territorien geflohenen Hugenotten zu zeigen. Dabei stehen Brandenburg-Preußen, Hessen-Kassel und Franken im Vordergrund. Zudem gibt es einige Informationen und Exponate zu Bad Karlshafens Stadtgeschichte.
Im Obergeschoss des Deutschen Hugenotten-Museums befinden sich eine hugenottische Fachbibliothek und eine genealogische Forschungsstelle.
Unmittelbar in der Nähe den Museums befindet sich das hugenottische Weinhaus Römer, dort beginnt/endet übrigens des 1600 Kilometer lange Hugenotten- und Waldenserpfad, der den Fluchweg aus dem 17. Jahrhundert nachzeichnet.
Geschichte des Museums
Der erste Standort des Hugenotten-Museums befand sich von 1980 bis 1988 im ersten Stock eines Lagerhauses an der Schlagd (auch ‚Barockhaus Kelly‘) und damit an der Landzunge des Gebiets, wo die Besiedlung Sieburgs/Carlshaven im Jahr 1699 begann. Das Museum war an vier Tagen der Woche (Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag) geöffnet, der Eintritt betrug 1,50 DM. Museumsleiter war Wilhelm Heckmann, Oberstleutnant a. D. Nach Angaben der HNA vom 7. Oktober 1980 war es damals das einzige seiner Art – erwähnt wurde in diesem Zusammenhang übrigens auch ein ‚Hugenottenstübchen‘ in Ostberlin).
In der HNA vom 20. Oktober 1980 hieß es dazu wie folgt:
„Das bedeutendste Hugenotten-Museum in der Bundesrepublik wurde am Samstag in Anwesenheit in- und ausländischer Gäste vom Vorsitzenden des Deutschen Hugenotten-Vereins, Friedrich Centurier, in Bad Karlshafen (Kreis Kassel) offiziell eröffnet.
Das Hugenotten-Museum ist das einzige, das die Geschichte der französischen Glaubensflüchtlinge umfassend dokumentiert. Bad Karlshafen bot sich als Standort für das neue Museum an, weil das Weser-Städtchen in Dreiländereck zwischen Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen 1699 unter dem hessischen Landgrafen von Hugenotten gegründet wurde und diesen Einfluß bis heute nicht verleugnen kann“
Da das ‚Barockhaus Kelly‘ schnell zu klein wurde für die umfangreiche Erinnerung an die Hugenotten, musste neue Räumlichkeiten her. Im Gebäude der ehemaligen Tabakfabrik Baurmeister am Hafenplatz fand das Museum 1989 eine neue Heimat. In der feierlichen Eröffnung am 21. April 1989 unter Anwesenheit des hessischen Ministers für Wirtschaft und Technik, Alfred Fischer, wurde dem Vorsitzenden des Deutschen Hugenotten-Vereins, Jochen Desel, offiziell der Schlüssel des Museums übergeben. Die Bauzeit betrug zwei Jahre, die Ausstellungsfläche wurde von 100 Quadratmeter auf 500 Quadratmeter verfünffacht (HNA, 24./25. März 1989), zudem wurden Arbeits- und Tagungsräume geschaffen.
Unterstützung
Auch Sie können als Förderer oder Mitglied den Verein in seinen Anliegen und Aufgaben unterstützen und damit einen wichtigen Beitrag zu seinem Fortbestehen leisten: http://www.hugenottenmuseum.de/museum/mitgliedsantrag.pdf.
Weiterlesen bzw. Weitererfahren / Quellen
Internetpräsenz des Deutschen Hugenotten-Museums Bad Karlshafen: Hier finden Sie wertvolle Informationen; beispielsweise die Beschreibung eines Museumspfads durch Bad Karlshafen sowie eine Museumsrallye zu den Hugenotten- und Waldenserorten im Kirchenkreis Hofgeismar.
Museumsführer ‚Deutsches Hugenottenmuseum Bad Karlshafen‘, 9,80 Euro; in deutsch, englisch oder französisch.