Schneevergnügen am Brandenberg

1.100 Meter, 150 Meter Höhendifferenz und 15 Minuten Fussweg – nackte Zahlen zu einem wunderbaren Erlebnis aus meiner Kindheit und Jugend: Die Schlittenfahrt von der (damaligen) Schutzhütte Brandenberg, an Hochbehälter und Eisenbahnerheim vorbei den Triftweg hinunter und an der Evangelischen Kirche vorbei bis zur Hafenmauer. Heute möchte ich noch einmal so richtig mit Ihnen Schlitten fahren …

Früher war nicht nur mehr Lametta, es gab auch noch richtige Winter

Ich denke gerne an die recht strengen Winter in den Siebziger Jahren zurück. Es war kalt, vor allem lag jedoch so lange Schnee, so dass es sich lohnte, seine Haus-Schlittenbahn entsprechend zu präparieren. Bald über den bewohnten Grundstücken am Triftweg begann die Forststraße, die geradezu ideal als Schlittenstrecke zu benutzen war. Sie war wenig befahren und zudem so steil, dass sie sowieso kein Auto hätte erklimmen können. Eigentlich galt das für den gesamten Triftweg: Hatten einige wenige Autos den Schnee festgefahren und war er in der eiskalten Nacht überfroren, so war spätestens oberhalb des Kindergartens die Fahrt mit dem eigenen Auto vorbei. Wohl oder übel musste man dabei den entgegenkommenden Rodlern ausweichen, die auf ihren Schlitten den steilen Berg hinunter sausten. Mitunter waren sie bereits einige Minuten unterwegs, denn vermutlich begann ihre Schlittenfahrt an der damaligen Schutzhütte Brandenberg.

Streckenführung

War das erste Teilstück nahe der ehemaligen Schutzhütte noch sehr flach, wurde es sehr bald sowohl steil als auch gefährlich. Am Hochbehälter hatte man bereits erheblich an Fahrt aufgenommen, bevor es das gefährlichste Hindernis der Strecke zu nehmen galt: Die enge und strenge Rechtskurve. Gelang es einem hier nicht, entsprechend umzusteuern, so fuhr man geradewegs direkt in das Gehölz in den Wald. Das kommende Stück an der Kiefer vorbei bis an die Grundstücksgrenze des Eisenbahnerheims war recht steil und man war immer noch recht schnell unterwegs. Bis zum ehemaligen Forsthaus wurde es etwas flacher, dort endete der erste Teil der Strecke.

In der Diashow sehen Sie den Streckenverlauf. Bei zügiger Fahrweise würde man die Strecke wohl in fünf bis sieben Minuten absolvieren (Die vereiste Straße und die schneeverhangenen Bäume müssen Sie sich natürlich dazudenken).

Hier traf man bereits oft auf Kinder und Jugendliche, die nicht bereit waren, soweit in den Wald hinauf zu laufen. Es war aber auch ein guter Startpunkt, denn hier wurde es wieder richtig steil. Die zweite scharfe (und doppelte) Kurve befand sich dann kurz vor dem Ziel, Ecke Triftweg / Gallandstaße / Lutherstraße. Die letzte Herausforderung war, nicht mit seinem Schlitten gegen die Hafenmauer zu fahren. In diesen richtig kalten Wintern befand sich die eine Hälfte der Kinder auf den diversen Schlittenstrecken, die andere drehte auf dem zugefrorenen Hafen und auf Schlittschuhen seine Runden.

Die anderen Schlittenstrecken

War die Schlittenstrecke von der Schutzhütte Brandenberg bis zur Hafenmauer vielleicht die schönste und vermutlich auch die längste unter den präparierten Pisten, so gab es natürlich auch noch viele andere: Der kleine Hügel bei der Einfahrt zu Massagepraxis Gaminek war bereits wenige Stunden nach dem ersten Schneefall eine reine Eisbahn – so gut wurde sie frequentiert. Soweit ich weiß, gab es in der Gartenstadt auch eine tolle Schlittenstrecke aus Richtung Forelllenhof den Wald einen Weg herunter. Nicht zu vergessen natürlich die Piste unterhalb der Krukenburg – an den Huppeln dort habe ich einmal einen meiner Schlitten geschrottet. Die richtig coolen Kinder aber hatten ihre eigene Strecke: ‚Assauers Kamp‘ am C.-D,-Stunz-Weg. Sehr steil, ständig vereist und ziemlich gefährlich. Heute stehen dort größtenteils Wohnhäuser.

Gefahren

Kam man am Nachmittag nach einem Schultag hinauf zum Hochbehälter und war am Morgen ’schulisches Schlittenfahren‘ befohlen, führten doch einige Spuren an der engen Kurve am Hochbehälter direkt geradeaus in den Wald. ‚Uns Profis‘ konnte das natürlich nicht passieren. Ob es bei diesem Ausflug ins Gehölz jemals Verletzte gab, das weiß ich nicht. Einer von uns ist mal gegen die Kiefer etwas weiter unten gefahren, was meiner Erinnerung nach auch glimpflich ausgegangen ist. Einzig einer unser Kollegen hat sich einmal seinen Daumen gebrochen – natürlich fuhr man ‚Baucher‘ und hielt sich entsprechend am Schlitten fest. Jedes Hindernis suchte sich dann natürlich seine entsprechende ‚Sollbruchstelle‘.

Zwei Anekdoten

1: Als Reaktion auf die Ölkrise wurde in Deutschland an vier Sonntagen ein allgemeines Sonntagsfahrverbot auch für den Pkw-Verkehr verhängt: Am 25. November, sowie am 2., 9. und 16. Dezember 1973. Meiner Erinnerung ging das mit ausreichend Schnee einher, so dass wir an diesen Tagen noch weniger Angst vor eventuell kreuzenden oder entgegenkommenden Autos haben mussten.
2: Es gab einmal den heroischen Versuch, die Straße vom damaligen Forsthaus bis zu Schäfers Damwildgehege mit dem Schneeschieber zu räumen. Gestreut wurde offensichtlich nicht, das Ganze überfror über Nacht und für einige Tage hatten wir die schönste Eisbahn zum Rodeln.

Ja, damals …

Leider fehlt es heute im Gegensatz zu früher an fast allem: Den schneereichen Wintern, rodelnden Kindern und dem Sonntagsfahrverbot. Heute würde der Triftweg als Hauptbestandteil der Schlittenstrecke vermutlich sofort geräumt, zudem haben die Autos heute stärkere Motoren.

Aber ich durfte es noch erleben, von einer Höhe von 256 Metern hinunter auf 106 Meter 1,1 Kilometer rodeln zu können – eine Strecke, für die man in diese Richtung zu Fuß gute fünfzehn Minuten benötigt. Eine schöne und für mich wertvolle Erinnerung.

Verwendete Quellen und zum Weiterlesen

Wikipediabeitrag zum Wochenendfahrverbot

Renaissance einer Hafenstadt

Die Zeiten haben sich verändert, wir leben nun in einer Epoche, in der man spürt, wie der Wind der Veränderung durch die Schlemmerschleuse weht. Im 320en Jahr seiner Geschichte wurde Bad Karlshafens historischer Hafen wieder an den Weserstrom angeschlossen. Doch bevor sich am 11. Mai 2019 die Schleusen öffneten und die ersten Boote zu ihren Liegeplätzen gelangen konnten, hier eine „Hafengeschichte“, die aufzeigt, welches Auf und Ab der von Landgraf Carl beauftragte Hafen eigentlich erlebt hat.

 

Bis 1699: Die Vorgeschichte

Der Westfälische Friede von 1648 nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges führte dazu, dass viele deutsche Fürstentümer ihre Souveränität erhielten. Das Kurfürstentum Braunschweig-Lüne­burg, auch Kurfürstentum Hannover genannt, war ab 1692 das 9. Kurfürstentum des Heiligen Rö­mischen Reiches. Die Kleinstaaterei, die erst 1871 beziehungsweise durch die Abschaffung der Adelstitel nach 1918 abgeschafft wurde, führte dazu, dass sich die Kleinstaaten ihre Grenzen gut bewachten und sehr auf ihren Vorteil bestimmt waren. Das führte dazu, dass Waren nicht von Cassel zur Weser befördert werden konnten – dazwischen lag ja das hannoverische Münden. Daher kam Landgraf Carl auf die Idee, einen Kanal von Carlshafen nach Cassel zu bauen. Letztlich sollte dieser Kanal über Cassel hinaus die Weser und den Rhein miteinander verbinden.

Das Problem war also, dass Münden erstens das Stapelrecht besaß, dass es der Stadt erlaubte, alle Waren vor einem Weitertransport drei Tage zum Verkauf anzubieten. Darüber hinaus besaß die Stadt das Recht, dass alle von Münden stromauf- oder stromabwärts gehenden Frachten nur durch Mün­dener Schiffe befördert werden durften.

 

1713 – 1730: Die Baugeschichte

Das Hafenareal vor der Schaffung des zunächst nicht befestigten Hafenbeckens nannte man damals noch „Markt“, die Stadt hieß zunächst auch noch Sieburg. Über die Anfänge der Bauarbeiten am Hafenbecken herrscht Uneinigkeit: Einerseits sollen sie im Jahr 1705 begonnen haben, als Stadtbaumeister Conradi damals ein circa 15.000 Quadratmeter großes Wasserbauwerk schuf. An anderer Stelle wird das Jahr 1713 als das eigentliche Geburtsjahr des Hafens bezeichnet. In diesem Jahr wurde der Hafen angelegt und der Kanal zum Mühlengraben ausgegraben. Bauherr soll ebenfalls der Casseler Baumeister Conradi gewesen sein. Letzteres macht meiner Ansicht nach mehr Sinn, da die ältesten Pläne für den Kanalbau aus den Jahren 1710 und 1713 stammen und ein Hafen ohne verbindende Kanalanschlüsse wenig Sinn macht. Im Zuge der zukünftigen Bewirtschaftung erfolgte am 8. Juli 1715 die Grundsteinlegung für das Packhaus, das heutige Rathaus.

Weitere wichtige Elemente in der Peripherie des Hafens waren die notwendigen Schleusen, um die innerörtlichen Kanäle mit Diemel und Weser zu verbinden. Dazu wurde am 10. Oktober 1715 das Fundament für die (Kammer)Schleuse ge­legt. Bauherr war die holländische Schleusenbaumeister Metzma. Die Fertigstellung der Schleuse zur Weser erfolgte 1716. Am 7. Dezember wurde die Schleuse das erste Mal befahren. Die Fallhöhe der Schleuse wird mit 7-8 Fuß angegeben, ein Fuß entsprach je nach Land meist 28 bis 32 Zentimeter. 1717 war der Kanal war bis etwa Stammen befahrbar. Der Landgraf hat am 2. November die Wasserstraße höchstpersönlich eingeweiht. In den kommende Jahren gab es mehr oder weniger regelmäßige Marktschifffahrt auf dem Kanal. Nach Carls Tod 1730 enden auch die Arbeiten am Kanal.

Die erste Brücke über den Kanal hin zur Weser war alten Stichen zur Folge übrigens eine Zugbrücke.

 

1765-1848: Der Zustand des Hafens als Spiegel der wirtschaftlichen Situation der Stadt

In den kommenden Jahren war der Hafen ein getreues Spiegelbild des wirtschaftlichen Auf und Abs der Stadt. Eine Blütezeit erlebte der Hafen nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763), als ein größerer Warenumschlag stattfand. Eingeführt wurde verschiedene Produkte vor allem aus Bremen, den Weg über die Weser fanden vor allem Textilprodukte wie Leinen. In dieser Zeit wurde das Hafenbecken erneut ausgehoben und entschlammt. 1778 wurde der Hafen erstmals mit festen Mauern befestigt.

Der anschließende wirtschaftliche Niedergang hatte vor allem mit den Napoleonischen Kriegen zu tun, in der deren Folge er nahezu komplett verschlammte und versandete. Vom stolzen Wasserbecken blieb ein kleines Rinnsaal übrig, dass sich durch den inzwischen als Schuttabladeplatz missbrauchten Hafen schlängelte.

Bereits 1820 kamen einige Bürger auf den Gedanken, dass der Wohlstand der Stadt bisher immer auch mit einem funktionsfähigen Hafen einhergingen. Erst 20 Jahre später, 1840, begannen die Umsetzung dieser Überlegungen. Im Sommer 1844 wurde mit der erneuten Entschlammung begonnen und sowohl die Umfassungsmauern als auch die Schleusen erneuert. Am 14. November 1848 wurde der renovierte Hafen eingeweiht, ein Frachtschiff aus Bodenwerder war das erste, das in den Hafen einlief.

Mit der Einweihung der Carlsbahn und der mit ihr einhergehenden Weiterführung zur Weser hat der Hafen seine Funktion als Warenumschlagsplatz endgültig eingebüßt. Fortan wurde er für beschränkten lokalen Handel beziehungsweise als Winterlager für Frachtkahne genutzt. Immerhin gab es mit der „Hafenbahn“ eine direkte Verbindung zwischen der Carlsbahn und der Weser zwecks Frachttransport.

 

1929/1930: Das vorläufige Ende der Schiffbarkeit

Die wirtschaftliche Notwendigkeit, einen Umschlaghafen in der Stadt vorzuhalten, wurde mit den Jahren nicht größer. Der zunehmende Automobilverkehr brachte die alte Drehbrücke über den Schleusenkanal an ihre Grenzen. Das betraf sowohl die Tragfähigkeit der Brücke als auch die Lärmbelastung beim Überfahren der Brücke. Die alte Drehbrücke wurde 1930 zu einer Eisenbetonbrücke umgebaut. Mit diesem Eingriff war der Kanal nicht mehr schiffbar und auch der Hafen verlor seine Funktion als Umschlag- und Lagerplatz. Erstmals seit 214 Jahren waren Hafen und Weser wieder irreversibel voneinander getrennt. Bereits ein Jahr zuvor wurden das Wiegehäuschen am Hafenplatz und der alte Kran vor dem Rathaus abgerissen. Die Hafenstadt als solche war zunächst Geschichte.

 

2019: Wiederanschluss des historischen Hafens an die Weser

Eine Abstimmung unter den Bürgern der Stadt gab 2016 grünes Licht für das bislang größte Bauprojekt der Stadt. Ende Dezember 2018 wurde nach achtzehnmonatiger Bauzeit der barocke Stadthafen in Rekordzeit mit einer neuen Schleuse versehen und wieder an die Weser angeschlossen. Am 11. Mai 2019 wurde der Hafen als Mittelpunkt der barocken Planstadt Bad Karlshafen mit einem feierlichen Festakt wieder eröffnet. Damit ist der Hafen erneut vom Wasser aus erreichbar und für die Besucher der Stadt neu erlebbar. Nur, dass diesmal anders als vor 300 Jahren nicht Frachtschiffe, sondern kleinere Yachten, Sportboote und Kanus in den Hafen einschleusen.

 

Quellen und zum Weiterlesen

Bohn, Robert (2000): 1699-1999 Karlshafen – Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Hessischen Planstadt aus der Barockzeit, Reihe ‚Beiträge zur Geschichte der Stadt Karlshafen und des Weser-Diemel-Gebiets‘, Band 11, Verlag des Antiquariats Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen.

Meinhardt, Anke (unter Mitarbeit von Brich, Hermann): Geschichte der Stadt Bad Karlshafen und der Kulturstätten der näheren Umgebung, kein Jahr, Nordlanddruck GmbH, Lüneburg. 

Literaturtipp zu Orffyreus: Tibor Rode „Das Rad der Ewigkeit“

Es gibt einige Romane oder auch Romanverfilmungen, die Bad Karlshafen zum Thema  haben oder die Stadt als Handlungsort ausgewählt haben: Die Regionalkrimis der Reihe „Tatort Märchenland“ oder der Krimi „Skywalk“ beispielsweise, „Bad Karlshafen 2.0″ oder auch „Der Winter, der ein Sommer war“. Zu dieser Reihe lässt sich gefahrlos der spannende Thriller „Das Rad der Ewigkeit“ von Tibor Rode hinzufügen, der das Perpetuum Mobile des Orffyreus zum Thema hat. Wenn man dieses Buch gelesen hat, sieht man eine Person im Ort ganz sicher mit anderen Augen …

Der Klappentext

Ein geheimnisvoller Code in einer alten Schrift führt den Patentanwalt Robert Weber und die Buchrestauratorin Julia Wall zusammen. Die Lösung des Rätsels verspricht die Erfüllung des Menschheitstraums von ewiger Energie. Doch jemand scheint die Entschlüsselung mit allen Mitteln verhindern zu wollen.

Dreihundert Jahre zuvor: Der Mühlenbauer Johann Bessler, der sich selbst Orffyreus nennt, behauptet, ein Perpetuum mobile erfunden zu haben, eine Maschine, die unendliche Energie liefert. Bald ist Orffyreus seines Lebens nicht mehr sicher. Wer fühlt sich durch seine Erfindung bedroht?

Robert und Julia erkennen, dass nur die Antwort auf diese Frage ihr Leben retten kann …

Persönliche Meinung

Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich habe es trotz seiner 592 Seiten mit sehr großem Vergnügen gelesen. Immer wieder gibt es unerwartete Wendungen, die nie Langeweile in der Handlung aufkommen lassen. Die abwechsende Haandlung mal in der Gegenwart, mal zur Zeit Landgraf Carls und Orffyreus ist sehr gelungen. Ob die Wissenschaftler damals wirklich derart machtversessen waren, liegt durchaus im Bereich des Möglichen.

Eine klare Leseempfehlung!

Leider ist die Orffyreus-Sammlung des Antiquars Scheffler im Lauf der Handlung ein Opfer der Zerstörung geworden. Aber es gibt mit Christian Schäfer einen ausgewiesene Orffyreus-Experten im Ort, der manche Geschichte über diesen genialen Wissenschaftler / Schwindler zu berichten hat. Der zweite bekannte Experte, Harry Oberländer, ist leider im Januar 2024 verstorben.

Bibliographische Daten

Rode, Tibor: Das Rad der Ewigkeit, Thriller, 2015, 1. Auflage, 592 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro, eBook: 8,99 Euro, Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch), Köln, ISBN: 978-3404171347.

Mehr zu Orffyreus

https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Bessler

https://www.youtube.com/watch?v=f2zZ7WOnA0ohttps://www.bad-karlshafen-tourismus.de/start/1199-historischer-hintergrund

Historischer Aussichtspunkt ins Wesertal – Die Lindenhöhe

In der Nähe des Charlottensteins liegen zwei historische Aussichtspunkte, die Lindenhöhe und der immer noch verschollene Petrisitz. Durch die verheerenden Sturmschäden im Januar 2018 wurde nicht nur der Charlottenstein stark zerstört, gleichzeitig wurde auch die Lindenhöhe, ein ehemaliger Aussichtpunkt auf Bad Karlshafen und das Wesertal, wieder wahrnehmbar.

Die Lindenhöhe könnte durch die Nähe zum Charlottenstein in Zukunft wieder an Bedeutung gewinnen. Der Aufwand, diesen schönen Platz als einfachen Aussichtspunkt wieder herzurichten, ist überschaubar. Das historische Bild zeigt uns seine einstige Schönheit.

Ich stelle mir gerne vor, dass man dort im Rahmen einer Nachtwanderung durch eine sternklare Nacht auf der Lindenhöhe verweilt, um hoch über der Stadt durch die mitgebrachten Feldstecher und Ferngläser Planeten und Sternhaufen zu beobachten.

Schon heute ist dieser idyllische Platz aufgrund des tollen Stadt- und Weserblicks einen Besuch wert. Doch leider sind die einstigen Zugangswege verwildert und der Aussichtspunkt nicht mehr ohne ein gewisses Risiko zugänglich.

Wie erreicht man die Lindenhöhe?

Diesen ehemaligen Aussichtspunkt erreicht man auf die gleiche Weise, wie den Charlottenstein.

Man geht vom Treffpunkt Hafenmauer vor dem Rathaus über die Teufelsbrücke und an der Evangelischen Kirche vorbei den Triftweg hinauf. Am ehemaligen Eisenbahner-Erholungsheim vorbei und circa 150 Meter oberhalb nach links in den Wald hinein (Schranke). Dem Weg folgen und nach einer langen Linkskurve an der Kreuzung halbrechts abzweigen. Nach circa 50 Metern kommt ein zweiter Abzweig, hier geht es ebenfalls nach rechts. Kurz bevor man den Platz vor dem Charlottenstein erreicht, geht man den Trampelpfad rechts hinauf zur Lindenhöhe.

Die Lindenhöhe – gestern und heute

Das historische Bild zeigt, wie die Bebauung in früheren Jahren beschaffen war. Heute lassen sich aber noch Reste des Mauerwerks erkennen, wenn auch nicht mehr viel davon übrig geblieben ist.

In Zukunft könnte die Lindenhöhe wieder zu einem attraktiven Aussichtspunkt hergerichtet werden und zusammen mit dem Charlottenstein ein nettes Ensemble bilden.

Dank

Vielen Dank an Silke Herwig für die Bereitstellung der historischen Aufnahme.

Quellen und weiterführende Informationen

Artur Meinhard jun. (Hrsg.): Geschichte der Landschaft und der Stadt Karlshafen mit Führer durch die Umgebung und Dampferfahrplan, 24 Seiten, 2. Auflage, 1938.

Heinrich Müller: Müllers Führer für Wanderungen durch die Umgebung von Solbad Karlshafen (Oberweser), Herstelle und Helmarshausen, 32 Seiten, Wanderkarte, 4. Auflage, Verlag Buchhandlung Ludwig Müller, Karlshafen, 1954. 

Heimat- und Verkehrsverein e. V. Bad Karlshafen (Hrsg.): Wanderführer Bad Karlshafen – 36 markierte Touren mit Beschreibung, 32 Seiten, kein Jahr.

Sonntagsaktivitäten in und um Bad Karlshafen: Der Dezember

Und, haben Sie sich im November schon auf einen der vier Wege machen können? Heute gibt es, wie versprochen, fünf neue Vorschläge für Sonntagsspaziergänge durch Bad Karlshafen und Helmarshausen beziehungsweise einen Ausflugsvorschlag in die Region.

Wir machen einen Ausflug über Willebadessen und Brakel nach Bad Driburg, genießen Karlshafens zweitschönsten Ausblick, laufen die Faullenzerrunde, begeben uns zum Tatort Märchenland und entdecken auf dem Verbindungsweg die Geschichte vom Mittelalter zum Barock.

Neugierig? Dann kommen Sie doch einfach mit – erst in Ihrer Vorstellung auf dem Papier und später in der Realität durch Stadt und Wald.

Viel Vergnügen auf all Ihren Wegen!


Vorschlag 1: Der dritte lohnende Umweg (Ausflug)

Aus dem Buch „Lohnende Umwege“ möchte ich heute die zweite Route vorstellen. Leider können hier an dieser Stelle keine detaillierten Hinweis zu den Orten gegeben werden, hier sei auf das Buch „Lohnende Umwege“ (s. u.) beziehungsweise die Informationen der Gemeinden Bad Karlshafen, Willebadessen, Brakel und Bad Driburg verwiesen.

Der dritte Umweg hat folgende Stationen:

    • Bad Karlshafen (Startpunkt)
    • Borlinghausen (Schloß)
    • Willebadessen (Kloster)
    • Altenheerse (Kirche)
    • Neuenheerse (Stiftskirche)
    • Dringenberg (Burg)
    • Gehrden (Kloster)
    • Helmern (Gutsanlage)

Diese Tour könnte ein schöner Sonntagausflug sein, während dem man unterwegs gemütlich zu einem Mittagessen einkehrt.

Dauer: individuell


Vorschlag 2: Karlshafens zweitschönster Ausblick

 

Treffpunkt Hafenmauer – Bahnhof – Klippenweg – Weser-Skywalk – Holzweg – Würgassen – Bahnhof – Treffpunkt Hafenmauer

 

Vom Hafenplatz geht es über die Weserbrücke zum Bahnhof und weiter bis zum Bahnübergang. Diesen überqueren und den Klippenweg hinauf zum Weser-Skywalk. Weiter parallel zur Weser auf dem Holzweg hinunter nach Würgassen. Über den Bahnübergang dort bis hinunter zur Weser. Nach links auf dem Rad- und Fußweg wieder zurück nach Bad Karlshafen.

Warum ‚Karlshafens zweitschönster Ausblick‘? Weil die Aussicht vom Hugenottenturm immer noch der schönste Blick auf die Stadt ist und bleibt.

Dauer: Circa 120 Minuten.

Hinweis: Feste Schuhe erforderlich.


Vorschlag 3: Die Faullenzerrunde

 

Treffpunkt Hafenmauer – Diemelbrücke B 80 – Krebs und Riedel – Diemelbrücke Diemelhöhe – Unter dem Königsberg – Treffpunkt Hafenmauer

 

Das ist ein Vorschlag, der Rücksicht nimmt auf nicht optimales Wanderwetter oder einen zu üppig geratenen Sonntagsbraten. Vom Hafenplatz geht es über die Diemelbrücke entlang der B83 zu Krebs und Riedel. Erreicht man die Fußgängerunterführung, so geht man diese hindurch und über die Brücke auf die andere Diemelseite. An der Weggabelung links in die Straße ‚Unter dem Königsberg‘ und über ‚Am Reservoir‘, ‚Gallandstraße‘ und ‚Lutherstraße‘ zurück zum Ausgangspunkt.

Dauer: ca. 45 Minuten.
Leichter Weg.


Vorschlag 4: Am Tatort Märchenland

Treffpunkt Hafenmauer – Schleusenwärterhäuschen – Rathaus – Conradistraße – ehemalige Sieburgschule – Carlsbahn-Denkmal – Diemelbrücke – Rathaus – Treffpunkt Hafenmauer

Vorsicht, dieser Vorschlag enthält Produktplatzierungen. 🙂

An sieben Stationen wird jeweils der Inhalt einer Geschichte von Ernst Keller und Engelchen am Tatort Märchenland angerissen. Verfasst wurden diese Regionalkriminalgeschichten von dem aus Bad Karlshafen stammenden Autor Christian Schneider.

Am Treffpunkt Hafenmauer spielt auch dié erste Geschichte, „Akte Hugenottenblut‘: Bauarbeiter finden am Schleusenwärterhäuschen am neuen Hafen eine männliche Leiche. Das Opfer ist ein Veteran des Jugendzentrums, das in den 70er Jahren viele Bürger der Stadt empört hat. Zur gleichen Zeit wird Ernst Keller Mitglied einer geheimnisvollen hugenottischen Bruderschaft – er muss die Unschuld eines Hugenotten beweisen, der plötzlich als Hauptverdächtiger gilt. 

Zurück geht es zum Rathaus: Es könnte der Ort gewesen sein, in dem die Bürger in ‚Mordwind‘ über ein umstrittenes Windkraftprojekt informiert worden sind, das die Bürger der Stadt in zwei feindliche Lager geteilt hat – mit Todesfolge.

Vom Hafenplatz geht es über die Teufelsbrücke in die Conradestraße: In ‚Stille Post‘ müssen Keller und Engelchen erkennen, dass der Tod am Hugenottenturm irgendetwas mit einer schillernden Persönlichkeit des Ortes zu tun haben muss. Das Finale der Geschichte spielt in einem Haus in der Conradistraße.

Weiter geht es an der Evangelischen Kirche und dem Kindergarten vorbei zur ehemaligen Sieburgschule, wo Keller und seine Mitschüler ihre Grundschulzeit verbracht haben, bevor ‚Das gemeingefährliche Jahrgangstreffen‘ stattfand, in dessen Nachgang ein Mitschüler mit einem Gartenzwerg niedergestreckt wurde.

Zurück den C.-D.-Stunz-Weg, die Straße ‚Am Reservoir‘ und die Gallandstraße hinunter auf die Carlstraße und diese bis zur Weserstraße zum Carlsbahn-Denkmal: Die ehemalige Carlsbahnstrecke als Museumsbahn? Eine Initiative, die nicht allen gefällt und die in der Drohung mündet, den Tunnel in Deisel zu sprengen. ‚Mit der Ferkelltaxe durch das Diemeltal‘ erzählt diese Geschichte.

Weiter die Weserstraße entlang auf die Diemelbrücke, wo man einen Blick hat auf den ehemaligen Stadtort des Hotels zur Linde: Mit einem Graffiti wie damals am damaligen Hotel zur Linde fing alles an: Ein fieser Anwalt sucht Hilfe bei Keller und Engelchen und im Verlauf von ‚Herrenabende auf Ratenzahlung‘ bringt sich ein Freund Kellers in tödliche Gefahr.

Zurück die Weserstraße entlag bis zum Hafenplatz und zum Rathaus: Am Polizeiposten Bad Karlshafen hat sie ihren Sitz, die ‚SOKO Selma‘. Das kleine Mädchen wurde nach einem Banküberfall in Helmarshausen als Geisel genommen – jetzt zählt jede Minute.

Dauer: ca. 45 Minuten.
Leichter Weg.


Vorschlag 5: „Der Verbindungsweg“ über den Kuhberg – Vom Mittelalter zum Barock

Wanderparkplatz an der ehemaligen Benediktinerabtei in Helmarshausen – Abteigelände Kirchhof Fußweg zur Krukenburg – Schäferscheune – Kuhberg – Carlsplatz – Diemelbrücke – Treffpunkt Hafenmauer

Von der Zwangschristianisierung unter Karl dem Großen, über die Blütezeit des Klosters Helmarshausen mit den bedeutenden Kunstwerkstätten für Buchmalerei und Goldschmiedearbeiten und der Ansiedlung der Hugenotten an der Diemelmündung bis zum Bau der heutigen Stephanuskirche – entlang des Weges, der lange Zeit als kürzeste Verbindung zwischen den beiden Stadtteilen diente, erfährt man viel Wissenswertes aus über 1000 Jahren Kultur- und Glaubensgeschichte.

Zwischen Helmarshausen und Bad Karlshafen begibt man sich auf eine spannende Zeitreise durch die Glaubensgeschichte beider Orte. Auf achtzehn Wissenstafeln entlang der Strecke wird die Geschichte von Glaubensausübung, Flucht und Ankommen portraitiert.

Ausgangspunkt ist der Wanderparkplatz an der ehemaligen Benediktinerabtei in Helmarshausen. Über Abteigelände und Kirchhof führt der Weg auf der gegenüberliegenden Straßenseite weiter hinauf zum Fuß der Krukenburg und an der Schäferscheune entlang über den Kuhberg hinunter nach Bad Karlshafen.

Quelle der Beschreibung, Wegbeschreibung und Stationen: Broschüre der Stadt Bad Karlshafen „Mittelalter – Barock – Gegenwart“ (Download, pdf)

Dauer: Circa 60 Minuten.

Hinweise:

    • Feste Schuhe erforderlich.
    • Ãœblicherweise sind die hier vorgeschlagenen Wanderungen Rundwege, die Sie wieder zurück zu Ihrem Ausgangspunkt führen. In diesem Fall wäre der Bus 180 eine Option, um wieder zum Ausgangspunkt (zurück) zu gelangen.

Der Verbindungsweg war eine gemeinsame Initiative der Stadt Bad Karlshafen und des Bürgervereins Karlshafen-Helmarshausen e. V. 


Quellen und zum Weiterlesen

Stadtgeschichte

Bohn, Robert (2000): 1699-1999 Karlshafen – Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Hessischen Planstadt aus der Barockzeit, Reihe ‚Beiträge zur Geschichte der Stadt Karlshafen und des Weser-Diemel-Gebiets‘, Band 11, Verlag des Antiquariats Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen.

Lohnende Umwege

Kupetz, Sigrid et al.: Lohnende Umwege – 12 Reiserouten im Dreiländereck Nordhessen, Ostwestfalen und Südniedersachsen, 532 Seiten, 2002, Reihe: ‚Beiträge zur Geschichte der Stadt Bad Karlshafen und des Weser-Diemel-Gebiets‘, Band 13, Verlag des Antiquariats Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen, ISBN: 3- 934800-01-7. Neupreis: 49,90 Euro – das Buch ist derzeit jedoch nur antiquarisch erhältlich.

Wanderkarten

Bad Karlshafen GmbH: Wanderkarte Bad Karlshafen, Maßstab 1 : 25 000, kein Jahr, Publicpress Publikationsgesellschaft mbH, Geseke.

Kartographische Kommunale Verlagsgesellschaft (Hrsg.): Bad Karlshafen – Stadtplan mit Rad- und Wanderkarte, 3. Auflage, 2014, Maßstab 1 : 7 500, Nordhausen.

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