Sonntagsaktivitäten in und um Bad Karlshafen: Der März

Der Winter neigt sich so langsam dem Ende zu und es kommt der Frühling – vielleicht? Hoffentlich! Nun, gehen wir also dem Frühling entgegen und krönen auch in diesem Monat die Sonntage mit Spaziergängen beziehungsweise einem Ausflug. Diesmal beginnt der Monat mit einem Spaziergang auf den Spuren der jüdischen Mitbürger in Karlshafen, gefolgt von einer Wanderung entlang Wiesenweg, Diemeldamm und Rentnerbrücke sowie dem sechsten lohnenden Umweg. Nach einem Spaziergang auf dem Herbert-Mager-Weg zum Brandenberg geht es auf einem Besuch des Ateliers Ariane Zuber ins Landgraf-Carl-Haus.

Neugierig? Dann kommen Sie doch einfach mit – erst in Ihrer Vorstellung auf dem Papier und später in der Realität durch Stadt und Wald.

Viel Vergnügen auf all Ihren Wegen!


Vorschlag 1: Auf den Spuren jüdischer Mitbürger in Karlshafen

Treffpunkt Hafenmauer – Conradistraße – Carlstraße – Weserstraße – Weserbrücke – Unter den Eichen – Weserbrücke – Weserstraße – Treffpunkt Hafenmauer

Dieser Weg führt uns zu den einstigen Wohnhäusern jüdischer Familien in Karlshafen während der Zeit des Nationalsozialismus. ‚Stolpersteine‘ gibt es im Ort leider noch keine, doch anhand der Aufzeichnungen von Magda Thierling in ihrem Buch ‚Vergessene Geschichte – Jüdisches Leben in Helmarshausen‘ (siehe Quellenhinweise) kann man das Schicksal der jüdischen Bürger der Stadt in dieser dunklen Zeit gut nachvollziehen.

Vom Hafenplatz geht es über die Teufelsbrücke in die Conradistraße Nummer 2, hier wohnte die Familie Paul Brück. In Richtung Carlstraße und über sie hinweg geht es nach rechts in die Carlstraße 16, in der damals die Familie Abraham Hohenberg gelebt hat. Weiter in Richtung Weserstraße und auf der gegenüberliegenden Straße wohnten in der Carlsstraße 5 die Familie Gustav Klingenthal sowie Adolf Levy und Kurt Rinteln. Im Eckhaus (Carlstraße 1) lebte die Käthe Katz, direkt nebenan (Weserstraße 4) Familie Isidor Klingenthal. Schräg gegenüber in der Weserstraße 11 befand sich das Geschäft von Käthe Katz, direkt daneben lebten Familie Albert Hohenberg, Gerda Plaut und Iwan Kleeblath. Es geht die Weserstraße in Richtung Hafen und weiter bis zur Friedrichstraße 2, wo damals Familie Dr. Julius Heilbrunn gelebt hat. Auf der anderen Straßenseite in Richtung Weserbrücke folgt die Wohnung von Familie Max Michelsohn und Franziska Wichelhausen. Der weitere Weg führt über die Weserbrücke zur Straße Unter den Eichen 3, wo damals die Familie Erich Rose gelebt hat. Es geht auf dem gleichen Weg wieder zurück zum Hafenplatz.

Über das Schicksal der Menschen nach 1933 gibt entweder das Buch Auskunft oder die Gedenktafel unterhalb der Krukenburg (siehe Foto), die der Heimatverein Bad Karlshafen vor einigen Jahren errichtet dort hat.

Dauer: Circa 50 Minuten.

Hinweis: Leichter Weg.


Vorschlag 2: Wiesenweg, Diemeldamm und Rentnerbrücke

Treffpunkt Hafenmauer – Unter dem Königsberg – Wiesenweg – Helmarshausen – Rentnerbrücke – Anglerhütte – Schlösschen – Krukenburg – Carlsplatz – Diemelbrücke – Weserstraße – Treffpunkt Hafenmauer

Vom Hafenplatz geht es an der evangelischen Kirche und dem Kriegerdenkmal vorbei erst rechts und dann links in die Straße ‚Unter dem Königsberg‘. An der Abzweigung zur Diemelbrücke vorbei folgt circa 100 Meter weiter, ebenfalls rechts, die Einbiegung auf den Wiesenweg direkt an der Diemel. Am Wasserwerk geht es ein Stück bergan, der weitere Weg folgt der Fortsetzung des Sonnenweges. Am ehemaligen Bahnhof Helmarshausen vorbei geht es auf den Radweg Richtung Wülmersen. Auf der alten Bahntrasse geht es entlang, bis rechts die ‚Rentnerbrücke‘ über die Diemel führt. Es geht zurück, an der Anglerhütte vorbei, zum Schlösschen, dem ehemaligen Krankenhaus. Überquert man die Bundesstraße, geht man die steile Straße hinauf zur Krukenburg. An der Schäferscheune vorbei führt der Weg zu Besuchersteinbruch / Carlsplatz und von dort aus den rechten Weg hinunter zur Diemelbrücke. Geht man ein Stück die Weserstraße entlang, erreicht man schon bald wieder den Ausgangspunkt am Hafenplatz.

Dauer: Circa 120 Minuten.

Hinweis: Zumeist einfacher Weg, lediglich der Wiesenweg könnte nass sein.


Vorschlag 3: Der sechste lohnende Umweg (Ausflug)

Aus dem Buch ‚Lohnende Umwege‘ möchte ich heute die sechste Route vorstellen, sie hat folgende Stationen:
⦁    Bad Karlshafen (Startpunkt)
⦁    Sommersell (spätromanische Kirche)
⦁    Thienhausen (Wasserschloss)
⦁    Grevenburg (Burg)
⦁    Oldenburg (Burg)
⦁    Marienmünster (Klosteranlage und -kirche)
⦁    Papenhöfen (ehemaliger Landgasthof)
⦁    Löwendorf (Fachwerkhöfe)
⦁    Falkenhagen (Kloster)

Diese Tour könnte ein schöner Sonntagausflug sein, während dem man unterwegs gemütlich zu einem Mittagessen einkehrt.

Leider können hier an dieser Stelle keine detaillierten Hinweis zu den Orten gegeben werden, hier sei auf das Buch ‚Lohnende Umwege‘ beziehungsweise die Informationen der Gemeinden Bad Karlshafen, Nieheim, Steinheim, Marienmünster und Lüfge verwiesen.

Dauer: individuell


Vorschlag 4: Auf dem Herbert-Mager-Weg zum Brandenberg

Treffpunkt Hafenmauer – Mündener Straße – Ehlweg – Herbert-Mager-Weg – ehemalige Schutzhütte Brandenberg – Triftweg – Treffpunkt Hafenmauer

Zunächst: Einen Herbert-Mager-Weg gibt es offiziell nicht und die Bezeichnung ist daher nicht amtlich – zudem stammt sie noch nicht mal von mir. Aber: Der vielleicht bekannteste Künstler des Ortes hätte eine eigene Straße verdient! Doch lässt sich immerhin mittels dieses Weges seine Bedeutung für den Ort hervorheben. Schließlich hat er von 1922 bis 1979 in Karlshafen gelebt und als wahrhaftiger Künstler seinen Lebensunterhalt mit dem Tausch seiner Bilder gegen Waren bestritten. Einige Bilder hängen daher auch in den Häusern des Ortes und stellen eine wichtige Dokumentation der damaligen Ortsansichten dar.

Vom Hafenplatz geht es die Weserstraße entlang auf die Mündener Straße zum Ortsausgang von Bad Karlshafen. Einige Meter nach dem Ortsschild geht es rechts steil hinauf in den Wald. Nach einigen hundert Metern kommt eine Abzweigung nach links, die man jedoch passiert. Die erste Abzweigung nach rechts einbiegen und ihr folgen. Dies ist der Herbert-Mager-Weg. Nach einigen Metern passiert man die auf der linken Seite befindliche Himmelsleiter. Die Abzweigung hinunter zum C.-D.-Stunz-Weg rechts liegen lassen, folgt man dem Weg, bis man in Höhe des Abendfriedens auf eine Art Kreuzung kommt. Der linke Weg führt am ehemaligen Sendemast und jetzigen Telekomsender zur ehemaligen Schutzhütte Brandenberg. Rechts führt der Weg den Triftweg hinunter und an der evangelischen Kirche vorbei zurück zum Hafenplatz.

Dauer: Circa 100 Minuten.

Hinweis: Teilweise schwieriger Weg; gutes Schuhwerk erforderlich.


Vorschlag 5: Ein Besuch des Ateliers Ariane Zuber im Landgraf-Carl-Haus

Besuchen Sie die Einzelausstellung „Leben und Werk des Dr. Friedrich Seelig (1906-1989)“ im Atelier Ariane Zuber im Landgraf-Carl-Haus in der Weserstr. 21. Neben dieser aktuellen Ausstellung können Sie im Kulturhaus viele besondere Kunstwerke aus der Region Weserbergland und darüber hinaus betrachten und erwerben. Zudem können Sie derzeit eine aktuelle Sammlung besonderer Bernsteinkunstwerke besuchen.

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr.

Dauer: individuell


Dank

Herzlichen Dank an Herrn Christian Schäfer, Antiquariat Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen, für die Einwilligung, an dieser Stelle die Touren des Buches ‚Lohnende Umwege‘ von Kupetz, Sigrid et al.vorstellen zu dürfen.


Quellen und zum Weiterlesen

Stadtgeschichte

Bohn, Robert (2000): 1699-1999 Karlshafen – Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Hessischen Planstadt aus der Barockzeit, Reihe ‚Beiträge zur Geschichte der Stadt Karlshafen und des Weser-Diemel-Gebiets‘, Band 11, Verlag des Antiquariats Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen.

Jüdische Geschichte

Thierling, Magda: Vergessene Geschichte – Jüdisches Leben in Helmarshausen und Karlshafen, Reihe „Beiträge zur Geschichte der Stadt Karlshafen und des Weser-Diemel-Gebiets, Band 17, Verlag des Antiquariats Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen, 2011, 15,00 Euro, ISBN: 978-3-934800-15-1.

Schäfer, Bernhard (Hrsg.): Unsere jüdischen Mitbürger in Karlshafen – Austreibung und Leidensweg unter dem Naziregime, Reihe „Beiträge zur Geschichte der Stadt Karlshafen und des Weser-Diemel-Gebiets, Band 3, Verlag des Antiquariats Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen, 1993, antiquarisch erhältlich.

Herbert Mager

Wikipediaeintrag (aufgerufen am 22. Februar 2024)

Lohnende Umwege

Kupetz, Sigrid et al.: Lohnende Umwege – 12 Reiserouten im Dreiländereck Nordhessen, Ostwestfalen und Südniedersachsen, 532 Seiten, 2002, Reihe: ‚Beiträge zur Geschichte der Stadt Bad Karlshafen und des Weser-Diemel-Gebiets‘, Band 13, Verlag des Antiquariats Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen, ISBN: 3- 934800-01-7. Neupreis: 49,90 Euro – das Buch ist derzeit jedoch nur antiquarisch erhältlich.

Wanderkarten

Bad Karlshafen GmbH: Wanderkarte Bad Karlshafen, Maßstab 1 : 25 000, kein Jahr, Publicpress Publikationsgesellschaft mbH, Geseke.

Kartographische Kommunale Verlagsgesellschaft (Hrsg.): Bad Karlshafen – Stadtplan mit Rad- und Wanderkarte, 3. Auflage, 2014, Maßstab 1 : 7 500, Nordhausen.

Nationalsozialismus im Weserbergland

‚Konfrontationen in der Kurstadt – Karlshafen am 10. Juli 1932‘ – so heißt eines der Unterkapitel des bereits 2016 erschienenen Sachbuchs ‚Nationalsozialismus im Weserbergland – Aufstieg und Herrschaft 1921 bis 1936‘. In diesem Kapitel wird beschrieben, wie ein Aufmarsch der SA zu blutigen Auseinandersetzungen mit der KPD führte. So wie für Karlshafen beschreibt das Buch für viele Orte des Weserberglandes die Entwicklungen, die dazu führten, dass die Nationalsozialisten hier Macht übernehmen konnten. Es zeigt, wo sich die Hochburgen der Nazis befanden, wie sie durch bestimmte regionale Zeitungen gezielt unterstützt wurden und wie die Justiz deutliche Unterschiede machte zwischen ‚linken‘ und ‚rechten‘ Straftaten. Doch nicht überall konnten sie die Bastionen im Sturm erobern, oftmals gab es (blutigen) Widerstand.

Diesen Beitrag habe ich bereits einmal 2018 veröffentlicht – aber aufgrund der bevorstehenden Bundestagswahl ist es nicht falsch, sich erneut mit diesem Abschnitt der Geschichte zu beschäftigen.

Der Inhalt

Der Verlag Jörg Mitzkat schreibt in seinem Klappentext:

Heinrich Mohnsam starb nach einer Saalschlacht in Grebenstein. Ludwig Decker verblutete auf einer Straße von Beverungen. Eduard Rüddenklau und David Austermühle erlagen den Verletzungen, die ihnen SA- und SS-Leute in Hofgeismar zugefügt hatten. Machteroberung und Herrschaft der NSDAP erfolgten nicht heimlich und nicht leise, sondern in aller Öffentlichkeit und gewaltsam. Auch das idyllische Weserbergland erlebte in den Jahren 1931 bis 1933 bürgerkriegsähnliche Verhältnisse. Nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler fanden in den heutigen Kreisen Holzminden, Höxter, Northeim und Kassel zahllose Übergriffe von SA und SS auf tatsächliche und vermeintliche Gegner des NS-Regimes statt. Das Buch von Christoph Reichardt und Wolfgang Schäfer untersucht die Voraussetzungen und Verlaufsformen der nationalsozialistischen Machteroberung in der Provinz und schildert das Alltagsleben in den Dörfern und Kleinstädten des Weserberglands in den ersten Jahren der NS-Diktatur.

Inhaltsverzeichnis

    1. Einleitung
    2. Der Aufstieg des Nationalsozialismus
    3. Politik und Gewalt in der Weimarer Republik
    4. Die Eskalation politischer Gewalttäter
    5. Die ‚Blutwahlen‘ vom 31. Juli 1932
    6. Agonie einer Demokratie
    7. Die Machteroberung der Nationalsozialisten 1933
    8. „Die Volksgemeinschaft marschiert“
    9. Portraits
    10. Schlussbetrachtung
    11. Quellen und Literaturverzeichnis
    12. Ortsregister

Leseprobe

Persönliche Meinung

Dieses Buch ist kein Lesebuch, dies schon mal vorab. Aber jeder, der sich für die Geschichte seiner Heimat interessiert, sollte einmal einen Blick in das Buch werfen. Man erfährt, dass die Nationalsozialisten in einem Ortsteil des heutigen Bad Karlshafen damals eher empfänglich waren für die Extreme von rechts und links, während der andere doch sehr sozialdemokratisch geprägt war. Am meisten hat mich erschrocken, dass bei Auseinandersetzungen im Weserbergland allgemein die rechten Gewalttäter oftmals geringer bestraft wurden als die vom linken Lager. Sehr interessant sind auch die 29 Portraits von wichtigen Persönlichkeiten aus dieser Zeit. Hier werden die Schicksale einiger Täter und Opfer personalisiert.

Bibliographische Daten

Christoph Reichardt, Wolfgang Schäfer: Nationalsozialismus im Weserbergland – Aufstieg und Herrschaft 1921 bis 1936, 2016, 2., korrigierte Auflage, Hartcover, 28,00 Euro, Verlag Jörg Mitzkat, Holzminden, ISBN 978-3-959540-16-2.

Das Buch ist derzeit vergriffen, eine Neuauflage ist in Vorbereitung. Sicher ist es bis dahin antiquarisch erhältlich.

Foto: Verlag Jörg Mitzkat

Sonntagsaktivitäten in und um Bad Karlshafen: Der Februar

Auch für die kalten Februarsonntage gibt es heute wieder vier interessante Routenvorschläge: Wir begeben uns auf geheimnisvollen Wegen zu geheimnisvollen Orten, „unrunden“ die Diemelmündung und erkunden die Kirchengeschichte der Stadt. Abgerundet werden die Vorschläge, wie jeden Monat, durch einen Ausflug in die Umgebung, den lohnenden Umweg.

Neugierig? Dann kommen Sie doch einfach mit – erst in Ihrer Vorstellung auf dem Papier und später in der Realität durch Stadt und Wald.

Viel Vergnügen auf all Ihren Wegen!


Vorschlag 1: Auf geheimnisvollen Wegen zu geheimnisvollen Orten

Treffpunkt Hafenmauer – Kindergarten – C.-D.-Stunz-Weg – Klaus-Ulbricht-Platz – Himmelsleiter – Charlottenstein – Abendfrieden – Triftweg – Kindergarten – Treffpunkt Hafenmauer

Dieser Weg führt über den C.-D.-Stunz-Weg auf einstmals herrlichen Wegen zum ‚Stairway to Heaven‘ der schönen Weserstadt. Es geht die 140 Stufen der Himmelsleiter hinauf und zurück in Richtung Stadt. Kurz, bevor man den Herbert-Mager-Weg kreuzt, besteht die Möglichkeit eines Abstechers zu einem der einstmals schönsten Kleinode der Stadt, dem Charlottenstein (das Bild zeigt den ursprünlichen Zustand vor dem Sturmschaden, Betreten des Geländes auf eigene Gefahr!). Auf dem Rückweg kann man erforschen, ob vielleicht irgendwo noch die Lindenhöhe zu entdecken ist, einstmals ein schöner Aussichtspunkt ins Wesertal. Der Blick auf Bad Karlshafen und die Weser ist garantiert vom Abendfrieden, von dort kann man seinen Blick hinab in die Ferne schweifen lassen. Am Eisenbahnerheim vorbei geht es den Triftweg hinunter wieder zum Ausgangspunkt am Hafenplatz.

Dauer: Circa 120-150 Minuten.

Hinweis: Schwieriges Gelände, feste Schuhe erforderlich.


Vorschlag 2:  Der fünfte lohnende Umweg (Ausflug)

Aus dem Buch ‚Lohnende Umwege‘ möchte ich heute die fünfte Route vorstellen, sie hat folgende Stationen:
⦁    Bad Karlshafen (Startpunkt)
⦁    Wehrden (Schloss, Gutshäuser)
⦁    Godelheim (Haus Brunnen)
⦁    Höxter (Fachwerkhäuser, eh. Franziskanerkloster)
⦁    Corvey (Kloster)
⦁    Tonenburg (Tonenburg)
⦁    Brenkhausen (koptisches Kloster)

Diese Tour könnte ein schöner Sonntagausflug sein, während dem man unterwegs gemütlich zu einem Mittagessen einkehrt.

Leider können hier an dieser Stelle keine detaillierten Hinweis zu den Orten gegeben werden, hier sei auf das Buch ‚Lohnende Umwege‘ beziehungsweise die Informationen der Gemeinden Bad Karlshafen, Beverungen, und Höxter verwiesen.

Dauer: individuell


Vorschlag 3: Rund um die Diemelmündung

Treffpunkt Hafenmauer – Triftweg – ehemalige Schutzhütte Brandenberg – Hessenkanzel – Hermann-Löns-Platz – Schutzhütte Königsberg – Wechselberg – Jugendherberge Helmarshausen – Jüdischer Friedhof – Ehemaliger Bahnhof – Diemelrücke – Fußweg an der B83 – Birkenbusch – Diemelbrücke – Treffpunkt Hafenmauer

Vom Hafenplatz geht es an der evangelischen Kirche vorbei hinauf in den Triftweg. Ganz oben, an der ehemaligen Schutzhütte geht es rechts in Richtung Helmarshausen. Eine schöne Aussicht bietet sich an der Hessenkanzel, Spaziergänger mit Forschergeist steht es frei, nach dem hinter der Hessenkanzel befindlichen Hermann-Löns-Platz zu suchen. An der Schutzhütte Königsberg und der Sieburg vorbei gelangt man nach circa zwei Kilometern zum Wanderparkplatz Wechselberg. Von dort aus geht es hinunter zur Jugendherberge, übrigens eines der zahlreichen ‚Helmars-Häuser‘. Auf dem Weg in den Ort passiert man den alten jüdischen Friedhof und den ehemaligen Bahnhof (ebenfalls ein ‚Helmars-Haus‘). Die nächste Tafel der Helmars-Häuser befindet sich übrigens auf der Diemelbrücke und zeigt ein Bild der ehemaligen Mühle. es geht über die ‚Poststraße in die Poststraße‘ auf dem Rad- und Fußweg an Krebs und Riedel vorbei nach Bad Karlshafen. Von der Diemelbrücke in Bad Karlshafen ist sie zu sehen, die Diemelmündung – die Runde ist also fast komplett. Nun sind es nur noch wenige Meter die Weserstraße entlang bis zum Hafenplatz.

Dauer: Circa 140 Minuten.

Hinweis: Einfacher Weg.


Vorschlag 4: Kirchweg

Treffpunkt Hafenmauer – Invalidenhaus – ehemaliger Glockenturm am Triftweg – Evangelische Kirche – Bergstraße 1 – Katholische Kirche Sankt Michael – Mündener Straße – Weserstraße – Treffpunkt Hafenmauer

Dieser leichte Weg führt uns entlang der ehemaligen und noch bestehenenden Gotteshäuser Bad Karlshafens.

Passender als an einem Sonntag läßt sich dieser Weg eigentlich nicht beschreiten. Wir gehen vom Rathaus in Richtung Teufelsbrücke und biegen nach rechts in die Invalidenstraße ab. Unser erstes Ziel ist das am Ende der Straße links vor uns liegende Invalidenhaus. Hier befindet sich eine Kapelle, die in den Anfangsjahren der Stadt drei Konfessionen ein Gotteshaus war: Der französisch-reformierten, der deutsch-reformierten und der lutherischen Gemeinde. Heute ist sie das Gotteshaus für die neuapostolische Gemeinde des Ortes. Wir lassen die Marie-Durand-Schule rechts liegen und gehen ein Stück die Gallandstraße hinauf, bis rechts die Straße ‚Am Reservoir‘ abgeht. Ihr folgen wir, bis es unterhalb des Kindergartens in den Triftweg geht. Etwas achtzig Meter hinauf befindet sich rechts auf dem Rasen ein Podest. Es sind die Grundmauern des bis 1962 hier befindlichen Glockenturms – bis zum Bau der evangelischen Kirche wurden von ihm die Gläubigen zum Gottesdienst gerufen. Wir gehen den Triftweg hinunter, bis wir wieder auf die Gallandstraße treffen. Links nach vorne führt die Lutherstraße zur evangelischen Sankt Stephanuskirche. Sie wurde 1962 eingeweiht. Weiter bis zur Hafenmauer geht es nach rechts, bis man schräg gegenüber des Weinhauses Römer in der Bergstraße 1 auf die ersten Räumlichkeiten der katholischen Gemeinde trifft. Von 1893 bis 1935 wurden hier die katholischen Gottesdienste abgehalten. Wenn man nun die Bergstraße bis zu ihrem Ende geht, nach fünfzig Metern die Brückenstraße entlang wieder nach rechts abbiegt, kommt man nach zweihundert Metern zu der an der Mündener Straße gelegenen Sankt Michaelskirche der katholischen Kirchengemeinde. Der erste Kirchenbau wurde 1935 errichtet und befand sich nahe der Mündener Straße. Die Einweihung der jetzigen Kirche erfolgte 1963, ihr Standort ist wesentlich höher am Hang. Auf der Mündener Straße zurück in die Innenstadt und die Weserstraße entlang geht es wieder zum Hafenplatz.

Hinweis: Das Buch von Herrn Desel ist einem hier ein guter Begleiter.

Dauer: Circa 60 Minuten.

Hinweis: Einfacher Weg.


Dank

Herzlichen Dank an Herrn Christian Schäfer, Antiquariat Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen, für die Einwilligung, an dieser Stelle die Touren des Buches ‚Lohnende Umwege‘ von Kupetz, Sigrid et al.vorstellen zu dürfen.


Quellen und zum Weiterlesen

Stadtgeschichte

Bohn, Robert (2000): 1699-1999 Karlshafen – Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Hessischen Planstadt aus der Barockzeit, Reihe ‚Beiträge zur Geschichte der Stadt Karlshafen und des Weser-Diemel-Gebiets‘, Band 11, Verlag des Antiquariats Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen.

Lohnende Umwege

Kupetz, Sigrid et al.: Lohnende Umwege – 12 Reiserouten im Dreiländereck Nordhessen, Ostwestfalen und Südniedersachsen, 532 Seiten, 2002, Reihe: ‚Beiträge zur Geschichte der Stadt Bad Karlshafen und des Weser-Diemel-Gebiets‘, Band 13, Verlag des Antiquariats Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen, ISBN: 3- 934800-01-7. Neupreis: 49,90 Euro – das Buch ist derzeit jedoch nur antiquarisch erhältlich.

Wanderkarten

Bad Karlshafen GmbH: Wanderkarte Bad Karlshafen, Maßstab 1 : 25 000, kein Jahr, Publicpress Publikationsgesellschaft mbH, Geseke.

Kartographische Kommunale Verlagsgesellschaft (Hrsg.): Bad Karlshafen – Stadtplan mit Rad- und Wanderkarte, 3. Auflage, 2014, Maßstab 1 : 7 500, Nordhausen.

Schneevergnügen am Brandenberg

1.100 Meter, 150 Meter Höhendifferenz und 15 Minuten Fussweg – nackte Zahlen zu einem wunderbaren Erlebnis aus meiner Kindheit und Jugend: Die Schlittenfahrt von der (damaligen) Schutzhütte Brandenberg, an Hochbehälter und Eisenbahnerheim vorbei den Triftweg hinunter und an der Evangelischen Kirche vorbei bis zur Hafenmauer. Heute möchte ich noch einmal so richtig mit Ihnen Schlitten fahren …

Früher war nicht nur mehr Lametta, es gab auch noch richtige Winter

Ich denke gerne an die recht strengen Winter in den Siebziger Jahren zurück. Es war kalt, vor allem lag jedoch so lange Schnee, so dass es sich lohnte, seine Haus-Schlittenbahn entsprechend zu präparieren. Bald über den bewohnten Grundstücken am Triftweg begann die Forststraße, die geradezu ideal als Schlittenstrecke zu benutzen war. Sie war wenig befahren und zudem so steil, dass sie sowieso kein Auto hätte erklimmen können. Eigentlich galt das für den gesamten Triftweg: Hatten einige wenige Autos den Schnee festgefahren und war er in der eiskalten Nacht überfroren, so war spätestens oberhalb des Kindergartens die Fahrt mit dem eigenen Auto vorbei. Wohl oder übel musste man dabei den entgegenkommenden Rodlern ausweichen, die auf ihren Schlitten den steilen Berg hinunter sausten. Mitunter waren sie bereits einige Minuten unterwegs, denn vermutlich begann ihre Schlittenfahrt an der damaligen Schutzhütte Brandenberg.

Streckenführung

War das erste Teilstück nahe der ehemaligen Schutzhütte noch sehr flach, wurde es sehr bald sowohl steil als auch gefährlich. Am Hochbehälter hatte man bereits erheblich an Fahrt aufgenommen, bevor es das gefährlichste Hindernis der Strecke zu nehmen galt: Die enge und strenge Rechtskurve. Gelang es einem hier nicht, entsprechend umzusteuern, so fuhr man geradewegs direkt in das Gehölz in den Wald. Das kommende Stück an der Kiefer vorbei bis an die Grundstücksgrenze des Eisenbahnerheims war recht steil und man war immer noch recht schnell unterwegs. Bis zum ehemaligen Forsthaus wurde es etwas flacher, dort endete der erste Teil der Strecke.

In der Diashow sehen Sie den Streckenverlauf. Bei zügiger Fahrweise würde man die Strecke wohl in fünf bis sieben Minuten absolvieren (Die vereiste Straße und die schneeverhangenen Bäume müssen Sie sich natürlich dazudenken).

Hier traf man bereits oft auf Kinder und Jugendliche, die nicht bereit waren, soweit in den Wald hinauf zu laufen. Es war aber auch ein guter Startpunkt, denn hier wurde es wieder richtig steil. Die zweite scharfe (und doppelte) Kurve befand sich dann kurz vor dem Ziel, Ecke Triftweg / Gallandstaße / Lutherstraße. Die letzte Herausforderung war, nicht mit seinem Schlitten gegen die Hafenmauer zu fahren. In diesen richtig kalten Wintern befand sich die eine Hälfte der Kinder auf den diversen Schlittenstrecken, die andere drehte auf dem zugefrorenen Hafen und auf Schlittschuhen seine Runden.

Die anderen Schlittenstrecken

War die Schlittenstrecke von der Schutzhütte Brandenberg bis zur Hafenmauer vielleicht die schönste und vermutlich auch die längste unter den präparierten Pisten, so gab es natürlich auch noch viele andere: Der kleine Hügel bei der Einfahrt zu Massagepraxis Gaminek war bereits wenige Stunden nach dem ersten Schneefall eine reine Eisbahn – so gut wurde sie frequentiert. Soweit ich weiß, gab es in der Gartenstadt auch eine tolle Schlittenstrecke aus Richtung Forelllenhof den Wald einen Weg herunter. Nicht zu vergessen natürlich die Piste unterhalb der Krukenburg – an den Huppeln dort habe ich einmal einen meiner Schlitten geschrottet. Die richtig coolen Kinder aber hatten ihre eigene Strecke: ‚Assauers Kamp‘ am C.-D,-Stunz-Weg. Sehr steil, ständig vereist und ziemlich gefährlich. Heute stehen dort größtenteils Wohnhäuser.

Gefahren

Kam man am Nachmittag nach einem Schultag hinauf zum Hochbehälter und war am Morgen ’schulisches Schlittenfahren‘ befohlen, führten doch einige Spuren an der engen Kurve am Hochbehälter direkt geradeaus in den Wald. ‚Uns Profis‘ konnte das natürlich nicht passieren. Ob es bei diesem Ausflug ins Gehölz jemals Verletzte gab, das weiß ich nicht. Einer von uns ist mal gegen die Kiefer etwas weiter unten gefahren, was meiner Erinnerung nach auch glimpflich ausgegangen ist. Einzig einer unser Kollegen hat sich einmal seinen Daumen gebrochen – natürlich fuhr man ‚Baucher‘ und hielt sich entsprechend am Schlitten fest. Jedes Hindernis suchte sich dann natürlich seine entsprechende ‚Sollbruchstelle‘.

Zwei Anekdoten

1: Als Reaktion auf die Ölkrise wurde in Deutschland an vier Sonntagen ein allgemeines Sonntagsfahrverbot auch für den Pkw-Verkehr verhängt: Am 25. November, sowie am 2., 9. und 16. Dezember 1973. Meiner Erinnerung ging das mit ausreichend Schnee einher, so dass wir an diesen Tagen noch weniger Angst vor eventuell kreuzenden oder entgegenkommenden Autos haben mussten.
2: Es gab einmal den heroischen Versuch, die Straße vom damaligen Forsthaus bis zu Schäfers Damwildgehege mit dem Schneeschieber zu räumen. Gestreut wurde offensichtlich nicht, das Ganze überfror über Nacht und für einige Tage hatten wir die schönste Eisbahn zum Rodeln.

Ja, damals …

Leider fehlt es heute im Gegensatz zu früher an fast allem: Den schneereichen Wintern, rodelnden Kindern und dem Sonntagsfahrverbot. Heute würde der Triftweg als Hauptbestandteil der Schlittenstrecke vermutlich sofort geräumt, zudem haben die Autos heute stärkere Motoren.

Aber ich durfte es noch erleben, von einer Höhe von 256 Metern hinunter auf 106 Meter 1,1 Kilometer rodeln zu können – eine Strecke, für die man in diese Richtung zu Fuß gute fünfzehn Minuten benötigt. Eine schöne und für mich wertvolle Erinnerung.

Verwendete Quellen und zum Weiterlesen

Wikipediabeitrag zum Wochenendfahrverbot

Renaissance einer Hafenstadt

Die Zeiten haben sich verändert, wir leben nun in einer Epoche, in der man spürt, wie der Wind der Veränderung durch die Schlemmerschleuse weht. Im 320en Jahr seiner Geschichte wurde Bad Karlshafens historischer Hafen wieder an den Weserstrom angeschlossen. Doch bevor sich am 11. Mai 2019 die Schleusen öffneten und die ersten Boote zu ihren Liegeplätzen gelangen konnten, hier eine „Hafengeschichte“, die aufzeigt, welches Auf und Ab der von Landgraf Carl beauftragte Hafen eigentlich erlebt hat.

 

Bis 1699: Die Vorgeschichte

Der Westfälische Friede von 1648 nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges führte dazu, dass viele deutsche Fürstentümer ihre Souveränität erhielten. Das Kurfürstentum Braunschweig-Lüne­burg, auch Kurfürstentum Hannover genannt, war ab 1692 das 9. Kurfürstentum des Heiligen Rö­mischen Reiches. Die Kleinstaaterei, die erst 1871 beziehungsweise durch die Abschaffung der Adelstitel nach 1918 abgeschafft wurde, führte dazu, dass sich die Kleinstaaten ihre Grenzen gut bewachten und sehr auf ihren Vorteil bestimmt waren. Das führte dazu, dass Waren nicht von Cassel zur Weser befördert werden konnten – dazwischen lag ja das hannoverische Münden. Daher kam Landgraf Carl auf die Idee, einen Kanal von Carlshafen nach Cassel zu bauen. Letztlich sollte dieser Kanal über Cassel hinaus die Weser und den Rhein miteinander verbinden.

Das Problem war also, dass Münden erstens das Stapelrecht besaß, dass es der Stadt erlaubte, alle Waren vor einem Weitertransport drei Tage zum Verkauf anzubieten. Darüber hinaus besaß die Stadt das Recht, dass alle von Münden stromauf- oder stromabwärts gehenden Frachten nur durch Mün­dener Schiffe befördert werden durften.

 

1713 – 1730: Die Baugeschichte

Das Hafenareal vor der Schaffung des zunächst nicht befestigten Hafenbeckens nannte man damals noch „Markt“, die Stadt hieß zunächst auch noch Sieburg. Über die Anfänge der Bauarbeiten am Hafenbecken herrscht Uneinigkeit: Einerseits sollen sie im Jahr 1705 begonnen haben, als Stadtbaumeister Conradi damals ein circa 15.000 Quadratmeter großes Wasserbauwerk schuf. An anderer Stelle wird das Jahr 1713 als das eigentliche Geburtsjahr des Hafens bezeichnet. In diesem Jahr wurde der Hafen angelegt und der Kanal zum Mühlengraben ausgegraben. Bauherr soll ebenfalls der Casseler Baumeister Conradi gewesen sein. Letzteres macht meiner Ansicht nach mehr Sinn, da die ältesten Pläne für den Kanalbau aus den Jahren 1710 und 1713 stammen und ein Hafen ohne verbindende Kanalanschlüsse wenig Sinn macht. Im Zuge der zukünftigen Bewirtschaftung erfolgte am 8. Juli 1715 die Grundsteinlegung für das Packhaus, das heutige Rathaus.

Weitere wichtige Elemente in der Peripherie des Hafens waren die notwendigen Schleusen, um die innerörtlichen Kanäle mit Diemel und Weser zu verbinden. Dazu wurde am 10. Oktober 1715 das Fundament für die (Kammer)Schleuse ge­legt. Bauherr war die holländische Schleusenbaumeister Metzma. Die Fertigstellung der Schleuse zur Weser erfolgte 1716. Am 7. Dezember wurde die Schleuse das erste Mal befahren. Die Fallhöhe der Schleuse wird mit 7-8 Fuß angegeben, ein Fuß entsprach je nach Land meist 28 bis 32 Zentimeter. 1717 war der Kanal war bis etwa Stammen befahrbar. Der Landgraf hat am 2. November die Wasserstraße höchstpersönlich eingeweiht. In den kommende Jahren gab es mehr oder weniger regelmäßige Marktschifffahrt auf dem Kanal. Nach Carls Tod 1730 enden auch die Arbeiten am Kanal.

Die erste Brücke über den Kanal hin zur Weser war alten Stichen zur Folge übrigens eine Zugbrücke.

 

1765-1848: Der Zustand des Hafens als Spiegel der wirtschaftlichen Situation der Stadt

In den kommenden Jahren war der Hafen ein getreues Spiegelbild des wirtschaftlichen Auf und Abs der Stadt. Eine Blütezeit erlebte der Hafen nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763), als ein größerer Warenumschlag stattfand. Eingeführt wurde verschiedene Produkte vor allem aus Bremen, den Weg über die Weser fanden vor allem Textilprodukte wie Leinen. In dieser Zeit wurde das Hafenbecken erneut ausgehoben und entschlammt. 1778 wurde der Hafen erstmals mit festen Mauern befestigt.

Der anschließende wirtschaftliche Niedergang hatte vor allem mit den Napoleonischen Kriegen zu tun, in der deren Folge er nahezu komplett verschlammte und versandete. Vom stolzen Wasserbecken blieb ein kleines Rinnsaal übrig, dass sich durch den inzwischen als Schuttabladeplatz missbrauchten Hafen schlängelte.

Bereits 1820 kamen einige Bürger auf den Gedanken, dass der Wohlstand der Stadt bisher immer auch mit einem funktionsfähigen Hafen einhergingen. Erst 20 Jahre später, 1840, begannen die Umsetzung dieser Überlegungen. Im Sommer 1844 wurde mit der erneuten Entschlammung begonnen und sowohl die Umfassungsmauern als auch die Schleusen erneuert. Am 14. November 1848 wurde der renovierte Hafen eingeweiht, ein Frachtschiff aus Bodenwerder war das erste, das in den Hafen einlief.

Mit der Einweihung der Carlsbahn und der mit ihr einhergehenden Weiterführung zur Weser hat der Hafen seine Funktion als Warenumschlagsplatz endgültig eingebüßt. Fortan wurde er für beschränkten lokalen Handel beziehungsweise als Winterlager für Frachtkahne genutzt. Immerhin gab es mit der „Hafenbahn“ eine direkte Verbindung zwischen der Carlsbahn und der Weser zwecks Frachttransport.

 

1929/1930: Das vorläufige Ende der Schiffbarkeit

Die wirtschaftliche Notwendigkeit, einen Umschlaghafen in der Stadt vorzuhalten, wurde mit den Jahren nicht größer. Der zunehmende Automobilverkehr brachte die alte Drehbrücke über den Schleusenkanal an ihre Grenzen. Das betraf sowohl die Tragfähigkeit der Brücke als auch die Lärmbelastung beim Überfahren der Brücke. Die alte Drehbrücke wurde 1930 zu einer Eisenbetonbrücke umgebaut. Mit diesem Eingriff war der Kanal nicht mehr schiffbar und auch der Hafen verlor seine Funktion als Umschlag- und Lagerplatz. Erstmals seit 214 Jahren waren Hafen und Weser wieder irreversibel voneinander getrennt. Bereits ein Jahr zuvor wurden das Wiegehäuschen am Hafenplatz und der alte Kran vor dem Rathaus abgerissen. Die Hafenstadt als solche war zunächst Geschichte.

 

2019: Wiederanschluss des historischen Hafens an die Weser

Eine Abstimmung unter den Bürgern der Stadt gab 2016 grünes Licht für das bislang größte Bauprojekt der Stadt. Ende Dezember 2018 wurde nach achtzehnmonatiger Bauzeit der barocke Stadthafen in Rekordzeit mit einer neuen Schleuse versehen und wieder an die Weser angeschlossen. Am 11. Mai 2019 wurde der Hafen als Mittelpunkt der barocken Planstadt Bad Karlshafen mit einem feierlichen Festakt wieder eröffnet. Damit ist der Hafen erneut vom Wasser aus erreichbar und für die Besucher der Stadt neu erlebbar. Nur, dass diesmal anders als vor 300 Jahren nicht Frachtschiffe, sondern kleinere Yachten, Sportboote und Kanus in den Hafen einschleusen.

 

Quellen und zum Weiterlesen

Bohn, Robert (2000): 1699-1999 Karlshafen – Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Hessischen Planstadt aus der Barockzeit, Reihe ‚Beiträge zur Geschichte der Stadt Karlshafen und des Weser-Diemel-Gebiets‘, Band 11, Verlag des Antiquariats Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen.

Meinhardt, Anke (unter Mitarbeit von Brich, Hermann): Geschichte der Stadt Bad Karlshafen und der Kulturstätten der näheren Umgebung, kein Jahr, Nordlanddruck GmbH, Lüneburg. 

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