Der Charlottenstein

Foto: Bad-Karlshafen-Forum

Bad Karlshafen und Helmarshausen haben ‚Vergessene Orte‘ – Orte, die einstmals aufgrund ihrer Schönheit oder Einzigartigkeit die Ortschaften weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht haben. Ich persönlich kenne den Charlottenstein – ebenso wie die Himmelsleiter und den Hermann-Löns-Platz – bereits seit meiner frühesten Kindheit. Wir haben dort gespielt, sind in den alten Steinbrüchen herumgeklettert und haben im Wald so manche Hütte gebaut. Wenn ich jedoch heute einmal wieder die alten Wege entlanggehe, so macht es mich traurig, sowohl die Monumente als auch die Wege in einem derart schlechten Zustand zu sehen.

Ich möchte in einer Serie von Blogbeiträgen die Erinnerung zurückholen an die Stätten unserer Kindheit und Jugend – egal ob in Bad Karlshafen oder Helmarshausen -, die Schönheit mancher Flecken in unserer unmittelbaren Nähe betonen und ihren Wert für ein touristisches Gesamtkonzept für die Stadt herausstellen.

Beispiel des Kulturdenkmals Charlottenstein: Das Foto zeigt die starke Zerstörung des bereits baufälligen Bauwerks – ein Jammer, aber der letzte Sturm war einfach zu stark. Daher ist es wichtig, mit diesem ‚kleinen Aussichtsturm, der sich malerisch in den Hang des Waldes einfügt‘ zu beginnen – Der neue Bürgermeister und HessenForst haben Gesprächsbereitschaft signalisiert – noch ist nicht aller Tage Abend!

Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Admin des Bad-Karlshafen-Forums, der mir nicht nur dies Foto zur Vefügung gestellt hat, sondern mit seiner kontinuirlichen Berichterstattung wesentlich dafür Sorge getragen hat, dass der Charlottenstein vielleicht doch noch eine Chance bekommt.

Ist denn der Charlottenstein nur ein Haufen von Steinen? Nein, sicher nicht. Er wurde inzwischen von der im Ort lebenden Künstlerin Ariane Zuber in einem Gemälde für die Ewigkeit festgehalten und ist ein Postkartenmotiv. Zudem ziert er das Buchcover eines Bandes mit regionalen Kriminalgeschichten.

Neugierig? Dieser gut bebilderte Blogbeitrag erzählt Ihnen mehr über die kleine Burg, die Alfred von der Stein für seine Frau Charlotte errichtet hat.


Der Charlottenstein – ein Kulturdenkmal!

In einer Auffstellung von örtlichen Kulturdenkmälern wird der Charlottenstein wie folgt beschrieben:

Charlottenstein (kleiner Aussichtsturm)

Top. Karte 25: 4322 Bad Karlshafen Rw. 35 32 350; Hw. 57 23 780, Forstrevier Karlshafen

Begründung:

Vor den alten Sandsteinbrüchen, etwa 1 km nordöstlich von Bad Karlshafen steht eine kleine runde Aussichtsplattform, gemauert aus behauenen Sandsteinblöcken. Gestaltet ist die Anlage wie ein kleiner Aussichtsturm, der sich malerisch in den Hang des Waldes einfügt. Dieser wurde von dem Studienrat Alfred von der Stein (1892-1944) während seiner Aufenthalte in Bad Karlshafen von 1925 bis 1940 errichtet. Benannt hat er diesen nach seiner Frau Charlotte, die jedes Jahr zur Kur nach Bad Karlshafen kam. Über eine Treppenanlage erreicht man die Plattform des niedriegen Turms, gestaltet mit einer gemauerten Sitzgelegenheit erhält man einen wunderbaren Blick über Bad Karlshafen. Interessant anzuschauen ist der kleine Brunnen, der über ein Rohrsystem das Regenwasser sammelt. Neben diesem ist unter einer kleinen Überdachung eine weitere Sitzgelegenheit zum Ruhen gestaltet. Eine Metalltafel auf der Westseite des Baus gibt den Nahmen des Turms, den Erbauer sowie die Gründe zum Bau des kleinen Aussichtsturmes an.

Die kleine Aussichtsplattform im Gutsbezirk Reinhardswald mit einem wunderbaren Blick über die barocke Planstadt Bad Karlshafen ist aus geschichtlichen Gründen Kulturdenkmal. (g)


Die Geschichte des Charlottensteins

Die Geschichte des Charlottensteins beginnt im Jahr 1925, als Studienrat Alfred von der Stein beginnt, zu Ehren und aus Liebe zu seiner Frau Charlotte im Reinhardswald zwischen Abendfrieden und Himmelsleiter einen kleinen Aussichtspunkt zu errichten.

Versetzen wir uns also zurück in das Jahr 1925: Der ‚Held von Tannenberg‘, Paul von Hindenburg, wurde zum Reichspräsidenten gewählt. Im gleichen Jahr begannen auch die Dreharbeiten des Stummfilmklassikers Metropolis von Fritz Lang. Alfred von der Stein (geb. 1892), Studienrat am Helmholtz-Gymnasium in Essen, hat in jenem Jahr begonnen, im Reinhardswald zwischen Abendfrieden und Himmelsleiter einen kleinen Aussichtspunkt zu errichten. Er nannte ihn ‚Charlottenstein‘, zu Ehren und aus Liebe zu seiner Frau Charlotte.

Besucht man diesen kleinen Aussichtsturm, so kann man sich kaum vorstellen, wie Herr von der Stein es logistisch fertig gebracht, die notwendigen Baumaterialien und Hilfsmittel (wie Baumaschinen und Gerüste) dort hin zu bringen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass er nur in den jährlichen Sommerferien an seinem Turm gearbeitet hat. Begonnen hat er, wie geschrieben, im Sommer 1925. Es ist nicht überliefert, ob er wirklich jeden Sommer an seinem Charlottenstein weitergebaut hat. Zudem ist nicht sicher, ob er sein Werk 1940 als fertig betrachtet hat oder die Arbeiten nur durch die Einberufung zur Wehrmacht unterbrochen wurden. Er zu diesem Zeitpunkt immerhin schon 48 Jahre alt. Fortsetzen konnte er seine Arbeit auf jeden Fall nicht mehr, er ist am 31. August 1944 gefallen.

Viele dieser Informationen können wir der Gedenktafel entnehmen, die sich auf der Westseite des Gemäuers befindet:

Erbaut von Studienrat Alfred von der Stein, Studienrat am Helmholtz-Gymnasium, Essen.
GEB. 15.8.1892 – GEF. 31.8.1944
Während der Schulferien von 1925-1940
Benannt nach seiner Frau Charlotte.


Die Perspektiven des Charlottensteins

Die Gesprächsbreitschaft des neuen Bürgermeisters sowie HessenForst als Eigentümer des Charlottenssteins hat durch den Sturm Frederike am 18. Januar 2018 einen kräftigen Dämpfer erhalten. Der Bürgerverein Karlshafen-Helmarshausen e. V. hat es übernommen, eine Ortsbesichtigung mit Bürgermeister Marcus Dittrich zu organisieren und anschließend die Partner zu einem Gespräch über die Zukunft des Charlottensteins zusammenzubringen. Hierauf ruhten große Hoffnungen, dieses einmalige Bauwerk für künftige Generationen zu erhalten. Geschehen ist bislang nichts.

Aber was könnte zukünftig der Nutzen des Charlottensteins sein? Durch mittlerweile mehrere Sturmereignisse hat er seine zwischenzeitlich verloren gegangene Eigenschaft als Aussichtspunkt wiedererlangt. Der Charlottenstein ist und bleibt zudem ein besonderer Ort, für den sich in Kombination mit weiteren Plätzen und Bauwerken in der näheren Umgebung eine touristische Nutzung quasi aufdrängt – schließlich sind wir das Märchenland – und das hat sicher noch viele Geschichten zu erzählen, die Einheimische und Gäste an diesen Ort zu locken vermögen.

Sie möchten gerne in irgendeiner Form an der Wiedererweckung dieses oder eines anderen verlorenen Ortes mitwirken? So lassen Sie es mich gerne wissen und schreiben mir eine Mail an info@treffpunkt-hafenmauer.de oder nutzen Sie das Kontaktformular.

Ich bin gespannt!

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