Bad Karlshafen und Helmarshausen waren aufgrund ihrer besonderen Lage zwischen den Flüssen Weser und Diemel im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Opfer großer Überschwemmungen. Haben damals menschliche Eingriffe – wie Regulierungsversuche und Begradigungen – die Hochwassergefahr erhöht, ist heute der Ingenieurwasserbau immer noch nicht in der Lage, vollkommene Sicherheit zu garantieren. Nachdem das Thema Hochwasser bereits für Bad Karlshafen dargestellt wurde (21. November 2016), nun eine Hochwasser-Chronik für Helmarshausen. Dort befasste sich 2015 – anlässlich des zehnjährigen Bestehens des dortigen Heimatmuseums – eine Sonderausstellung „Hochwasser in Helmarshausen“ mit diesem Thema. Aus dieser Ausstellung beziehungsweise der schriftlichen Zusammenstellung von Wolfgang Frohmüller stammen auch die wesentlichen Informationen dieser Chronik.
19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert gab es mehrere schwere Hochwasser – und dazu gleich drei Hochwasserereignisse innerhalb des recht kurzen Zeitraums von vier Jahren.
1827: Sechs Fuss Wasserhöhe im Stadtgraben, Zerstörung des Steinpflasters der Diemelbrücke. Holz der Brücke landete später in Wehrden an.
1829: Zwei Hochwasser im Sommer – eines während der Heuernte und eines kurz vor der Grummeternte (Grummet = der zweite Grasschnitt, die zweite Mahd).
1830: Ende August wurden die Wiesen an der Diemel aufgrund anhaltenden Regens erneut überschwemmt und erneut das Grummet verunreinigt.
1890: Am 24. und 25. November diesen Jahres gab es eine große Überflutung, bei der die neue, steinerne Diemelbrücke weggerissen wurde. Nach acht Tagen Dauerregen verursachte das plötzlich eintretende Hochwasser auch zahlreiche Schäden an den Gebäuden: Die Fachwerkwände waren ausgespült, Wohnungen, Keller und Stallungen verschlammt. Zahlreiche Nutztiere konnten nicht mehr in höher gelegene Gebiete gebracht werden. In Sachen Hilfeleistung war nicht nur die dorfinterne Solidarität vorbildlich – ein Aufruf der „Magdeburger Zeitung“ sorgte für wichtige Unterstützung in der größten Not.
20. Jahrhundert
Das 20. Jahrhundert war geprägt durch „zwei Jahrhunderthochwasser“, die Helmarshausen jedoch im Abstand von nur 75 Jahren heimsuchten.
3. Februar 1909: Schweres Hochwasser in den ersten Februartagen. Zu diesem Zeitpunkt wurden weite Gebiete Deutschlands von schweren Überschwemmungen heimgesucht. In Helmarshausen überflutete der Hainbach sämtliche Straßen der Kernstadt. „Am anderen Morgen stand bereits das Wasser der Diemel bis über die „Neue Kirche“, durch die es in starkem Strom hindurchflutete“.
15. März 1947: „Ein reißender Bach strömte die Poststraße herunter, die dadurch niemand überqueren konnte und der die Stadt in zwei Teile spaltete.“ Der Hainbach hatte eine circa 40 Zentimeter dicke Eisschicht, die aufgrund plötzlichen Tauwetters schmolz und mit gleichzeitigem Regen den Bach anschwellen ließ.
3. März 1956: Hochwasser in Stein- und Poststraße.
20. Juli 1956: „In der Bleiche stehen die Wäschepfähle bis zum Kopf im Wasser.“
16. Juli 1965 – Heinrichsflut: Das allein die Hochwasserkatastrophe 1965 einen Namen hatte, zeigt das Ausmaß an, mit welcher Zerstörungskraft sie im Ort wütete. Am 16./17. Juli kam nach Gewittern und wolkenbruchartigen Regenfällen eine Flutwelle, die vor Erreichen Helmarshausens schon große Teile von Trendelburg zerstörte. Es war das schwerste Hochwasser, was jemals den Ort heimsuchte, der Wasserstand lag noch 75 Zentimeter über dem von 1890. Über 100 Menschen wurden vom rasant ansteigenden Wasser der Diemel eingeschlossen. Sie konnten nur mit Hilfe von Hubschraubern gerettet werden. Dabei gab es gab eine Tote; das nicht noch mehr Menschen ums Leben gekommen sind, grenzt an ein Wunder.
Eine verabscheuungswürdige Parallele zu heute: Schon damals behinderten Schaulustige die Bergungsarbeiten von Helfern und Bürgern.
21. Jahrhundert
Dass es im 21. Jahrhundert keine nennenswerten Hochwasserereignisse mehr gegeben hat, liegt vor allem an den Sicherungsmaßnahmen nach dem Hochwasser 1965. Anfang der 80-er Jahre wurde der Diemeldeich errichtet, der sich bereits als wirksamer Schutz vor Überschwemmungen bewähren konnte.
Dank
Herzlichen Dank an Wolfgang Frohmüller für die wertvollen Informationen zu diesem Blogbeitrag.
Quellen und zum Weiterlesen
Frohmüller, Wolfgang: Hochwasser in Helmarshausen – Sonderaustellung zum 10jährigen Bestehen des Museums vom 1.4. bis 29.4.2015, 2015, unveröffentlicht.
Das nächste Jahrhundert-Hochwasser kam schon nach 75 Jahren, Museum des Heimatvereins Helmarshausen: „Hochwasser in Helmarshausen – Sonderausstellung zum 10jährigen Bestehen des Museums“
http://www.heimatverein-helmarshausen.de/sonderausstellung-hochwasser-.html
(aufgerufen am 6. Oktober 2018).
Hofgeismarer Allgemeine Zeitung: „Jahrhundert-Hochwasser in der Klosterburgstadt“, 16. März 2015.
Bohn, Robert (2000): 1699-1999 Karlshafen – Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Hessischen Planstadt aus der Barockzeit, Reihe ‚Beiträge zur Geschichte der Stadt Karlshafen und des Weser-Diemel-Gebiets‘, Band 11, Verlag des Antiquariats Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen.
Heinrichsflut auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrichsflut (aufgerufen am 6. Oktober 2018).
Ja, daran erinnere ich mich noch sehr !
Ich war damals mit einer Cousine zu einer Tante nach Holland gesandt worden, nach Scheveningen, und wir konnten längere Zeit von dort nicht wegfahren, da die Bahnverbindungen nicht bestanden.
Wir sahen jeden Abend im TV die Kathastrophe mit an und heulten wenn wir ins Bett gebracht wurden, wussten wir doch nicht wie es unseren Eltern und Großeltern ging.
Tante Anna versuchte uns zwar aufzuheitern aber das klappte nur bedingt.
Der tägliche grosse Eisbecher ging nur auf die Hüften, besänftigte nur kurz unsere Traurigkeit.
Später erfuhren wir daß unser Vater dabei fast ums Leben gekommen wäre, denn er wollte eben noch schnell die Sicherungen im Keller rausdrehen.
Als er nach unten ging stand das Wasser 10 cm unterhalb der alten Stadtmauer, die unseren Garten vom Diemelufer trennte.
Während er an den Sicherungskästen hantierte klappte die Kellertür zu und das Wasser strömte durch alle Ritzen hinein. Vater versuchte sie zu öffnen, aber der Druck war so stark daß er es nicht schaffen konnte alleine. Zum Glück hatte sein Schwager bemerkt daß er nicht wiederkam, ging raus und sah daß das Wasser schon so hoch war, tauchte unter und beide versuchten es nun die Tür aufzubekommen.
Mit letzter Kraft schafften sie es dann.
Vater hatte zwischen Kopf und Kellerdecke nur noch 15 cm PLatz gehabt….es war also in letzter Minute, sonst wäre er ertrunken.
Das hat sich sehr eingeprägt in uns Mädels.
Vor allem wie gewaltig die Natur sein kann wenn man sie entfesselt hat.
Und wenn man sieht welche Naturfrevel mit sinnlosen Baumabholzungen , mit Flurbereinigungen, mit Flußbegradigungen usw. betrieben werden, dann fällt mir genau dieses Erlebnis wieder ein.
Unser Vater hat es überlebt, Viele überleben es nicht.
Und nein, es hat nix mit Klimwandel zu tun, sondern mit den Interessen der Lobbygruppen die dahinter stehen.