Die Straßen von Bad Karlshafen: Teil 3 – Gebäude und Bauwerke

Im dritten Teil der Betrachtung der Ortsteile Bad Karlshafen und Helmarshausen anhand ihrer Straßennamen in der Reihe ‚Die Straßen von Bad Karlshafen‘ geht es um die ‚Gebäude und Bauwerke‘.

Insgesamt konnte ich bei meinen Recherchen einundzwanzig Bezüge zu Gebäuden und Bauwerken ermitteln, die ich im folgenden gerne kurz beschreiben möchte.

Teil 3: Gebäude und Bauwerke

Nicht alle Namen lassen sich eindeutig zuordnen – falls es also irgendwelche sachdienlichen Hinweise geben, so würde ich mich sehr über eine Nachricht freuen.

Eine vollständige Liste aller Straßennamen finden Sie hier.

 

Expressiver Realismus in Bad Karlshafen – Interview zur Herbert-Mager-Ausstellung

Seit April 2024 ist im Landgraf-Carl-Haus in Bad Karlshafen die gut achtzig Bilder und Zeichnungen umfassende Ausstellung „Expressiver Realismus – Leben & Werk von Herbert Mager“ zu sehen. Es ist die dritte Ausstellung im neuen Kunsthaus der Stadt – nach der Ausstellung über Adolf Eiermann und einer Ausstellung mit Bildern von Ariane Zuber. Die Herbert-Mager-Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Ateliers Ariane Zuber und des Heimatvereins Bad Karlshafen e. V.

Bei der mit 80 Besuchern sehr gut besuchten Ausstellungseröffnung am 13. April 2024 führte Guntram Rother, stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins Bad Karlshafen e. V., im Beisein von Herbert Magers Enkelin in die Ausstellung über den Maler ein, der auch schon einmal seine Schuhe beim Schuster in Helmarshausen mit Bildern bezahlte.

Treffpunkt Hafenmauer sprach mit den Machern der Ausstellung im Landgraf-Carl-Haus, Ariane Zuber und Klaas Stiegemeier-Oehlen.

Zunächst die Frage: Wer war Herbert Mager?

Ariane Zuber: Herbert Mager wurde 1888 in Geestermünde bei Bremerhaven geboren und hat in der Zeit von 1922 bis 1979 in Karlshafen gelebt und gearbeitet. Als einziger Sohn eines Bremer Kaufmanns sollte er ebenfalls diesen Beruf erlernen. Herbert Mager hatte daran jedoch kein Interesse und wollte Maler werden. Sein in diesen Dingen sehr toleranter Vater sagte dann zu ihm, er solle sich eine Stadt aussuchen und sich ein Haus kaufen. Um alles weitere musste sich Herbert dann selber kümmern. Warum er und seine Frau Ida gerade nach Karlshafen kamen, ist jedoch nicht bekannt – doch einmal hier, blieb Mager der Stadt fast sechzig Jahre treu.

Er hat seinen Traum umsetzen können – wie begann Mager seine Künstlerkarriere?

Klaas Stiegemeier-Oehlen: Herbert Mager hat zunächst Architektur an der Technischen Hochschule Hannover studiert und ist dann an die Kunstgewerbeschule in Karlsruhe gewechselt, sein Lehrer dort war der bekannte Keramiker Max Laeuger. Seine Ausbildung abgeschlossen hat er mit einem Studium der Kunstgeschichte in Berlin – wo er dann auch seine spätere Frau Ida kennengelernt hat.

Was denkt ihr, begeistert die Besucher der Ausstellung am Künstler Herbert Mager?

AZ: Ich denke, die meisten Menschen begeistern sich an den alten Stadtansichten von Karlshafen. Es gibt auch sicherlich noch einige der Besucher, die Herbert Mager auch noch persönlich kannten und aus diesem Grund an seinem Werk interessiert sind. Neben diesem räumlichen Bezug sind vor allem sein Stil, also die Farbigkeit seiner Bilder und der Stil des expressivem Realismus ein Anziehungsgrund, die Ausstellung zu besuchen.

Mager gilt als Maler des Expressiven Realismus, wie lässt sich diese weniger bekannte Stilrichtung der Malerei beschreiben?

KSO: Der Expressive Realismus gilt als die Malerei der sogenannten verschollenen Generation. Es handelt sich um eine Gruppe von deutschen Malern, die lange Zeit in Vergessenheit geraten war und sich erst in den 1980er Jahren wieder einen Platz in der Kunstgeschichte erobert haben – daher auch die Bezeichnung „Verschollene Generation“. Um die Jahrhundertwende geboren, wurde ihre Karriere durch die nationalsozialistische Kunstpolitik gebremst, ihre Kunst wurde dabei als „entartet“ deklariert und verfemt. Der Begriff „Expressiver Realismus“ wurde geprägt durch den sächsischen Kunsthistoriker Reinhard Zimmermann.

Woher stammen die Bilder, die in der Ausstellung zu sehen sind?

AZ: Die Bilder stammen zum größten Teil von den Nachfahren von Herbert Mager. In Berlin lebt Magers Enkelin Christiane Loos, die in mühsamer Kleinarbeit die Bilder sortiert und für eine mögliche Ausstellung vorbereitet hat. Für sie war klar, dass ein möglicher Ausstellungsort einen Bezug zu den Bildern ihres Großvaters haben sollte – so kam die Ausstellung dann zu uns nach Bad Karlshafen. Die wichtigsten Motive der Enkelin, die wohl sehr an ihrem Großvater hing, waren eine angemessene Würdigung von Herbert Mager als Künstler sowie dass die Bilder in gute Hände gelangen würden.

In dieser Ausstellung werden überwiegend Malereien aus der Region gezeigt. Als ernsthafter Künstler hat er sicherlich auch noch andere Motive gemalt?

KSO: Vor seiner Ankunft in Karlshafen und während seiner Reisen hat er gerne an den Küsten gemalt, vor allem an Nord- und Ostsee. Zudem gibt es von ihm auch noch Bilder aus seiner Soldatenzeit im Ersten Weltkrieg in der Ukraine. Aus seiner Zeit in Paris sind uns jedoch keine Bilder bekannt, ebenso aus seiner Zeit als Soldat in Frankreich im Zweiten Weltkrieg.

Was viele gar nicht wissen ist, dass auch Magers Frau Ida eine Künstlerin war. Was hat sie gemalt?

AZ: Sie hat so ähnlich gemalt, vor allem Landschaften und Stillleben. Sie war vom Stil her expressionistischer als ihr Mann. Sie hat sich auch ausgiebig mit dem Thema Dekoration beschäftigt und zahlreiche Tapeten- und Stoffmuster entworfen. Ida Mager war ebenfalls professionell ausgebildet – sie absolvierte eine Ausbildung zur Fotografin und studierte an der Kunsthochschule in München.

Was sind die weiteren künstlerischen Planungen des Landgraf-Carl-Hauses?

KSO: Als nächstes planen wir mit dem Gesamtwerk von Dr. Friedrich Seelig wieder eine Ausstellung eines Künstler aus Karlshafen. Dr. Seelig war hier im Ort Zahnarzt und hat sein Leben lang gemalt. Von ihm gibt es Zeichnungen und Ölgemälde, Porträts und Landschaften, er hat Figuren geschaffen und sich auch im Surrealismus versucht. Wir rechnen damit, dass wir Ende 2024 / Anfang 2025 eine Ausstellung mit dem Werk von Friedrich Seelig eröffnen können.

Die Organisatoren der Ausstellung

Ariane Zuber und Klaas Stiegemeier-Oehlen sind dem besonderen Reiz Bad Karlshafens erlegen und haben sich aus diesem Grund hier niedergelassen. Ariane Zuber kommt aus Kassel und lebte einige Jahre in Berlin. Müde vom Großstadtleben suchte sie einen ruhigen und besonderen Ort in der Natur und kam durch den Rat von Freunden nach Bad Karlshafen. Klaas Stiegemeier-Oehlen kennt die Stadt bereits seit fünfzig Jahren und war in dieser Zeit immer wieder als Urlauber in der Stadt. Dann hat er beschlossen, aus dem Münsterland hierher zu ziehen und sich hier niederzulassen.

Informationen zur Ausstellung

Die Ausstellung im Landgraf-Carl-Haus in der Weserstraße 21 in Bad Karlshafen läuft noch bis zum 31. Oktober 2024 und kann jeweils Mittwoch bis Sonntag zwischen 14 und 17 Uhr besucht werden. Da es sich um eine Verkaufsausstellung handelt, lohnt sich ein zeitnaher Besuch, um vielleicht doch noch eine von Magers sehenswerten Stadtansichten von Bad Karlshafen oder eines seiner anderen Motive zu erwerben.

Tatort Märchenland, Fall 7: „Akte Hugenottenblut – Ermittlungen wider Willen“

Vor der Sommerpause von Treffpunkt Hafenmauer noch ein Buchtipp in eigener Sache – geeignet für Strand, Bahnfahrt und Hängematte:

„Akte Hugenottenblut – Ermittlungen wider Willen“ – ein Fall für Keller und Engelchen am Tatort Märchenland.

Und darum geht es:

Eine Leiche am neuen Karlshafener Hafen! Das Opfer ist Mario Göschwitz, ein Veteran des Jugendzentrums, das in den 70er Jahren viele Bürger der Stadt empört hat. Der Verdacht fällt auf Bernhard Sollier, der seit dieser Zeit eine Rechnung mit dem Opfer offen hat. Einer alten Tradition folgend wird Ernst Keller zur gleichen Zeit Mitglied einer geheimnisvollen hugenottischen Bruderschaft und ist dadurch gezwungen, Solliers Unschuld beweisen zu müssen. Engelchen hingegen wird von den Freunden des Opfers beauftragt, den Mörder zu finden. Die beiden Freunde stehen sich plötzlich auf verschiedenen Seiten einer unversöhnlichen Front gegenüber.

‚Akte Hugenottenblut‘ ist der siebte Fall aus der Reihe ‚Tatort Märchenland – Ernst Keller ermittelt‘.

Taschenbuch und eBook sind im September 2020 erschienen.

Die kostenlose Maxi-Leseprobe gibt es online hier.

Christian Schneider: Tatort Märchenland: Akte Hugenottenblut – Ermittlungen wider Willen, Kommissar Kellers siebter Fall, August 2020, Taschenbuch, 300 Seiten, 10,90 Euro, ISBN: 978-375432435-6

Der Weser-Skywalk

Aus aktuellem Anlass heute einmal ein paar Hintergrundinformationen zum Weser-Skywalk, der seit dem 19. Juni 2024 aufgrund einer Sicherheitsüberprüfung für Besucher gesperrt ist.

Die Aussichtsplattform

Den zweitschönsten Blick auf Bad Karlshafen hatte ich ihn an anderer Stelle mal genannt und es bleibt dabei. Dennoch bietet der Weser-Skywalk einen herausragenden Blick ins Wesertal und vor allem auf die einmalige ‚Barockstadt im märchenhaften Weserbergland‘. Beeindruckende achtzig Meter über dem Niveau der Weser gelegen, zeigt er alle Vorzüge eines grenzübergreifenden Aussichtspunktes: Der tolle Blick auf das hessische Bad Karlshafen, gelegen auf der (niedersächsisch benannten, östlichsten) Hannoverischen Klippe im Ortsteil Würgassen der nordrhein-westfälischen Gemeinde Beverungen.

Der Beitrag beschreibt das beindruckende Bauwerk sowie den Weg bis zu seiner Fertigstellung – er berichtet aber auch über den Streit, den es im Vorfeld um die Errichtung des Weser-Skywalks gegeben hat. Und natürlich erklärt er auch, wie man den Aussichtspunkt erreicht.

Für Bad Karlshafen, so wird sich zeigen, ist der Weser-Skywalk in jeder Hinsicht ein Geschenk.


Geschichte

Der Kreis Höxter hatte die Idee, mit der Errichtung eines Skywalks die Sandsteinfelsen der Hannoverschen Klippen in ihrer Einzigartigkeit hervorgehoben und erlebbar zu machen. Die grundsätzliche Realisierbarkeit und Umsetzung eines derartigen Projektes war zu Beginn aus naturschutzfachlicher, aber auch aus bautechnischer Sicht als problematisch anzusehen.

Mit dem Machbarkeitsergebnis wurden der Öffentlichkeit die Planungen vorgestellt, die zunächst bei einem Teil der ortsansässigen Bevölkerung Widerspruch hervorriefen. Doch durch viel Überzeugungsarbeit und das konsequente Festhalten an dieser Idee durch den Altlandrat Hubertus Backhaus und seines Amtsnachfolgers Friedhelm Spieker sowie der Mehrheit der politischen Gremien auf Kreis- und Gemeindeebene wurde der Bau des Skywalks im Frühjahr 2010 beschlossen.

Die Vorarbeiten begannen im Oktober 2010 und die Plattformmontage, die für Dezember 2010 geplant war, im Februar 2011. Die Bauarbeiten endeten im März 2011. Die Einweihung und Freigabe für die Öffentlichkeit fand am 21. Mai 2011 statt.


Widerstand

Insbesondere waren es Naturschutzargumente, aber auch Kostenerwägungen, die von verschiedenen Gruppen über die Medien in die Diskussion gegen einen Weser-Skywalk gebracht wurden. Wäre es nach Meinung der Bürger von Herstelle und Würgassen gegangen, wäre der stark diskutierte Skywalk nicht gebaut worden. 937 Bürger aus den beiden Ortschaften haben ein klares Votum abgegeben. 82 Prozent haben sich gegen den Skywalk, aber für die Öffnung des historischen Klippenweges ausgesprochen. Weitere 16 Prozent hätten den Bau des Skywalks hingenommen, wenn zumindest der alte Klippenweg wieder geöffnet wird. Nur zwei Prozent waren mit dem vorgesehen Plan einverstanden.


Zahlen – Daten – Fakten

      • Bauherr: Kreis Höxter.
      • Umsetzung im Rahmen des Projektes „Erlesene Natur – Naturerleben im Kreis Höxter“.
      • Förderung: 50 Prozent von der EU, 30 Prozent von NRW und 20 Prozent vom Kreis Höxter.
      • Bauzeit: November 2010 bis März 2011.
      • Gewicht: Circa 25 Tonnen Stahl.
      • Höhe: Circa 80 Meter über der Weser.
      • Verankerung im Fels durch neun Ankerpfähle mit bis zu 14 Metern Länge.
      • Traglast: Maximal 500 Kilogramm pro Quadratmeter.
      • Die Unterhaltungkosten trägt die Stadt Beverungen.

Der Stadt Bad Karlshafen sind bei der Errichtung keine Kosten entstanden und sie muss auch nicht für den Unterhalt des Waser-Skywalks aufkommen.


Der Klippenweg

Der sogenannte Klippenweg, am Fuße des Anstiegs auch als „Der Weg zum Ziel“ beschrieben, ist die schönste Möglichkeit, den Weser-Skywalk zu erreichen. Vom Hafenplatz folgt man der Weserstraße, bis links die Brückenstraße über die Weserbrücke führt. Man geht weiter geradeaus und am Bahnhof und der Kläranlage vorbei, bis man zum Bahnübergang kommt. Gleich auf der anderen Seite der Schienen beginnt der Klippenweg. Der Aufstieg dauert circa 15 bis 20 Minuten, vom Ausgangspunkt am hafen sind also 30 bis 40 Minuten zu veranschlagen – wie geschrieben: Der Weg ist das Ziel.

Eine weitere Möglichkeit ist, die Winnefelderstraße hinauf in Richtung Forellenhof zu fahren und vom Parkplatz Dreiländereck circa zehn Minuten bis zum Weser-Skywalk zu laufen.


Der schönste Blick auf Bad Karlshafen …

… sorry, das ist immer noch der vom Hugeottenturm.


Quellen und zum Weiterlesen

Wikipedia: Weser-Skywalk (aufgerufen am 23. Juni 2023)

Bericht: HERSTELLE/WÜRGASSEN: Klares Nein zum Skywalk – Bürger wollen lieber den alten Klippenweg zurück (aufgerufen am 23. Juni 2023)

 

Zeitreise: 1894 – Errichtung der ersten Weserbrücke

Ende Dezember 2018 wurde sie beim Abbruch der alten Weserquerung gefunden, die Zeitkapsel der ersten Weserbrücke im Jahr 1894. Die Zeitkapsel enthielt unter anderem eine Einladungskarte zur Jahresversammlung des Hessischen Volksschullehrervereins und eine Ausgabe der „Hofgeismarer Zeitung“ vom 11. November 1893, dem Jahr, indem die Zeitkapsel zum historischen Brückenbau angelegt und verbaut wurde. Ein Jahr später, 1894, war die erste Wesebrücke in Carlshafen fertig; dem Jahr, in dem auch das Reichstagsgebäude in Berlin fertiggestellt wurde. Pierre de Coubertin gründete in diesem Jahr das Internationale Olympische Komitee mit dem Ziel, die Olympischen Spiele wiederzubeleben. Zudem wurden 1894  Heinrich Lübke und Joseph Roth geboren, Robert Louis Stevenson hingegen verstarb. 125 Jahre später wird die nunmehr dritte Brücke fertiggestellt – viellleicht gibt es ja eine neue Zeitkapsel, die dann beim Bau der nächsten Brücke gefunden wird?

Vorgeschichte

Zunächst wurde die Weser mit Flößen überquert, bevor die erste Fährverbindung zwischen Carlshafen und dem damals jenseits der Staatsgrenze auf hannoveranischen Territorium liegenden rechten Weserufer eingerichtet wurde. Sie befand sich an der Landspitze zwischen Diemelmündung und Weser, beim heutigen Minigolfplatz – dies zeigt ein Plan von Carlshafen aus dem Jahr 1816. Als 1878 die zweite Eisenbahnlinie des Ortes Carlshafen mit Northeim und Ottbergen verband, wurde relativ zeitnah zur Eröffnung der Bahnlinie eine Drahtseilfähre eingerichtet, die in der Folge vom Gastwirt Christian Mahlmann betrieben wurde – die heute noch bestehende Fährgasse zeugt davon. Das Problem war jedoch, dass diese Fähre bei Hoch- und Niedrigwasser sowie bei Eisgang oft ausfiel. Dann mussten diejenigen, die den Fluss überqueren wollten, nach Herstelle ausweichen, wo man auch bei Niedrigwasser die Weser queren konnte. Also: Eine Brücke musste her.

Der Bau der ersten Weserbrücke

Die erste Brücke über die Weser wurde am am 22. Oktober 1894, dem 36. Geburtstag der deutschen Kaiserin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, eingeweiht. Zwei Jahre zuvor wurde der damalige Bürgermeister Albrecht in Berlin vorstellig, im August 1893 begannen die Bauarbeiten. Es gab einige Entwürfe, der siebte wurde schließlich genehmigt. Die Kosten für die Brücke betrugen 193.000 Mark, die durch den preußischen Staat, die Provinz Hannover, die Stadt Carlshafen sowie von Carlshäfer Gewerbetreibenden aufgebracht wurden. Der Rest wurde durch Kredite finanziert, die durch eine Brückenbenutzungsgebühr gegenfinanziert wurden.

So war während der ersten achtzehn Jahre die Benutzung der Weserbrücke nicht kostenlos, sondern jeder Benutzer der Weserquerung hatte ein Brückengeld zu bezahlen. Für Fußgänger betrug die Gebühr zwei Pfennige, Personen zur Arbeit hatten fünfzig Pfennig monatlich zu bezahlen. Natürlich wurde auch für Fuhrwerke ein Brückengeld erhoben: Ein- bis Vierspänner hatten zwischen fünfzehn und fünfunddreißig Pfennige zu bezahlen. Ab 1912 war der Übergang über die Weser gratis, der Brückengeldeinnehmer konnte sich zur Ruhe setzen. Die Brückengelderheber waren:

    • Rudolf Faillard (1894-1900),
    • Wilhelm Hombach (1900-1901) und
    • Georg Dietrich (1901-1912).

Die weitere Geschichte der Weserquerung

    • Es wurde auch ernsthaft darüber nachgedacht, die beiden Bahnlinien – die Carlsbahn sowie die Sollingbahn miteinander zu verbinden. Letztlich wurde dieses Vorhaben jedoch aufgrund wirtschaftlicher und praktischer Erwägungen aufgegeben.
    • Diese erste Weserbrücke wurde in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs zerstört, als zunächst vier Flugzeuge am 22. Februar 1945 mit jeweils einer Bombe die Brücke zu treffen versuchten. Doch keine der Bomben fand ihr Ziel. Am Nachmittag des 7. April 1945 sollte die Weserbrücke gesprengt werden, dies verzögerte sich jedoch aufgrund Schwierigkeiten beim Anbringen der Sprengladungen. Später am Tag erfolgte jedoch keine Sprengung im eigentlichen Sinne, sondern eine der Ladungen wurde durch eine Fliegerbombe ausgelöst, eine zweite durch eine Artelleriegranate. Danach waren zwei der drei Bückensegmente zerstört.
    • Im Sommer 1950 begann endlich der Neubau der Weserbrücke. Der verbliebene rechtseitige Bogen wurde gesprengt und auf den alten Pfeilern die neue Stahlkonstruktion errichtet. Eingeweiht wurde die neue Brücke am 19. Mai 1951. Sie kostete 530.000 DM.
    • Ende 2017 wurde mit der Einrichtung der dritten Weserbrücke begonnen. Die Fertigstellung erfolgte Mitte 2019. Die Gesamtkosten der Sanierung beliefen sich auf rund 10,6 Millionen Euro, von denen der Landkreis rund 3,9 Millionen Euro übernimmt. Die restlichen rund 6,7 Millionen Euro werden aus Bundesmitteln vom Land Hessen als Förderung zur Verfügung gestellt (Focus online, 13. Juli 2017).

125 Jahre nach Fertigstellung der ersten Weserbrücke wird ab 2019 die dritte Ausführung zwischen der Kernstadt und der Gartenstadt sicherstellen. Es wäre doch schön, wenn Bauarbeiter in weiteren einhundert Jahren ebenfalls wieder eine Zeitkapsel finden würden …

Quellen und zum Weiterlesen

Milte, Kurt: Karlshafen / Wesertal – Portrait einer Barockstadt und ihrer Landschaft, 1965, Verlag Schneider & Weber, Kassel.

Bohn, Robert (2000): 1699-1999 Karlshafen – Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Hessischen Planstadt aus der Barockzeit, Reihe ‚Beiträge zur Geschichte der Stadt Karlshafen und des Weser-Diemel-Gebiets‘, Band 11, Verlag des Antiquariats Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/1894 (aufgerufen am 26.01.2019).

Bad-Karlshafen-Forum: verschiedene Diskussionsbeiträge.

HNA-online vom 20.12.2018: https://www.hna.de/lokales/hofgeismar/in-bad-karlshafen-bei-baggerarbeiten-an-hafenbaustelle-wurde-ein-zeitkapsel-aus-jahr-1893-gefunden-10903292.html (aufgerufen am 26.01.2019).

Cookie Consent mit Real Cookie Banner