Sonntagsaktivitäten in und um Bad Karlshafen: Der Juni

Mehr noch als im Mai haben wir im Juni an fünf Sonntagen mit zwei langen Wochenenden zu Pfingsten und über Frohnleichnam die Möglichkeit, die heimische Umgebung und ihre Schönheiten zu entdecken.

Genuss pur: Der lohnende Umweg des Monats führt Sie erneut nach Südniedersachsen: Sie erkunden unter anderem Uslar, Volpriehausen und Hardegsen. Sehenswert ist auch das Heimatmuseum in Helmarshausen. Ausnahmsweise nehmen wir für Tour Nummer 3 einmal das Fahrrad und erkunden unter dem Motto ‚Expedition Carlsbahn‘ die ehemalige Eisenbahntrasse. Ein schöner Rundweg durch den stadtnahen Reinhardswald führt Sie vorbei an Rütli, Hermann-Löns-Platz, Hessenschanze und Wandererslust. Zum Abschluss empfehlen wir Ihnen, einen Kneipengang durch die Kernstadt von Karlshafen zu unternehmen. Es lohnt sich, vor allem zur Orientierung, wo man sich demnächst mal gemütlich mit Freunden zum Essen oder auf ein Bier treffen möchte. Wer es nicht abwarten kann – viele der erwähnten Lokalitäten sind auch an einem Sonntagnachmittag geöffnet.

Viel Spaß bei allen Unternehmungen!


Vorschlag 1: Der neunte lohnende Umweg (Ausflug)

Aus dem Buch ‚Lohnende Umwege‘ möchte ich heute die neunte Route vorstellen, sie hat folgende Stationen:

    • Bad Karlshafen (Startpunkt)
    • Uslar-Sohlingen (Häuserbauweise)
    • Uslar (Fachwerkhäuser, Werkstatthäuser)
    • Volpriehausen (Fachwerkkirche)
    • Hardegsen (mittelalterliche Stadtbefestigung, Palais)
    • Fredelsloh (Stiftskirche)
    • Wiebrechtshausen (Kloster)

Diese Tour könnte ein schöner Sonntagausflug sein, während dem man unterwegs gemütlich zu einem Mittagessen einkehrt.

Leider können hier an dieser Stelle keine detaillierten Hinweis zu den Orten gegeben werden, hier sei auf das Buch ‚Lohnende Umwege‘ beziehungsweise die Informationen der entsprechenden Gemeinden verwiesen.

Dauer: individuell


Vorschlag 2: Heimatmuseum Helmarshausen

Treffpunkt Hafenmauer – Unter dem Königsberg – Diemelbrücke – Graseweg – Krukenburg – Sängerplätze – Poststraße –Heimatmuseum Helmarshausen – Steinstraße –Diemelbrücke – Sonnenweg  – Unter dem Königsberg – Treffpunkt Hafenmauer

Vom Ausgangspunkt am Hafenplatz am Kriegerdenkmal vorbei nach rechts in die Straße ‚Am Reservoir‘. Links geht es in die Straße ‚Unter dem Königsberg‘ entlang, bis es rechts hinauf zur Diemelbrücke geht. Diesen Weg hinauf und oben angekommen geht es nach zehn Metern durch die Fußgängerunterführung. Die Treppe links hinauf und an der Kreisstraße entlang, bis rechts die Straße ‚Am Graseweg‘ abgeht. Diese hinauf bis zur Krukenburg. Vor der Krukenburg befindet sich das Denkmal für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in beiden Ortsteilen. Am Café Krukenburg links den Fußweg hinunter, an den beiden Sängerplätzen vorbei bis hinunter zur B 83. Hier nach links laufen, bis man auf der rechten Straßenseite das ehemalige Rathaus und heutige Heimatmuseum Helmarshausen erreicht.

Für den Rückweg die Steinstraße entlang in Richtung Diemelbrücke. Diese überqueren gehen und gleich links über den Dammweg zum Sonnenweg. Diesen wieder zurück nach Bad Karlshafen.

Tipp: Auf dem Weg zur Diemelbrücke kann man sich die in Post- und Steinstraße befindlichen ‚Helmars-Häuser‘ anschauen.

Dauer: Circa 120 Minuten (reine Wegezeit ohne Museumsbesuch).

Hinweise:

    • Meist geteerte oder geschotterte Wege.
    • Vorsicht: Der Sonnenweg ist gleichzeitig Radweg.

Öffnungszeiten (April bis Oktober):
Sonntags von 15 bis 17 Uhr oder nach vorheriger Anmeldung unter 05672/777


Vorschlag 3: ‚Expedition Carlsbahn‘ (Radtour)

Als Abwechslung der Wege auf ‚Schusters Rappen‘ geht es nun mit dem auf den ‚Drahtesel‘ weiter. Es gibt nämlich auch auf diese Weise viel zu entdecken – insbesondere auf der ehemaligen Bahntrasse zwischen Bad Karlshafen und Hümme. Wie wäre es also, diese landschaftlich attraktive Strecke einmal mit dem Rad zu erkunden?

Relikte der Vergangenheit – Der Hinweg

Mittlerweile sind gut sechzig Jahre vergangen, dass die Carlsbahn im September 1966 ihre Personenbeförderung eingestellt hat. Doch gibt auf der ehemaligen Tasse noch viele Relikte aus vergangenen Eisenbahntagen zu entdecken. Diese Relikte zu suchen und zu finden, ist schon sehr interessant. Der Vorschlag für eine Tour ist nun folgender: Da die ehemalige Carlsbahntrasse heute zum überwiegenden Teil ein Radweg ist, müssen Sie sich nur auf ein Fahrrad setzen und losradeln. Startpunkt ist das Radsatz-Denkmal der Carlsbahn in Bad Karlshafen: Carlstraße, Ecke Weserstraße. Dort starten Sie eine Entdeckungsreise, die im achtzehn Kilometer entfernten Hümme endet.

Die für diese Tour notwenigen Informationen finden Sie als lohnenswerte Entdeckungstour auf die Internetseite Bahntrassenradwege, auf der die komplette Strecke ausführlich beschrieben ist. Sie beginnen Ihren Weg entlang der Trasse auf der Höhe der letzten Bebauung am Ortsausgang von Bad Karlshafen. Auf den folgenden Kilometern erwarten Sie alte Bahnhöfe, Haltestellen- und Bahnwärterhäuschen, Viadukte, Kilometersteine und ein mächtiger Tunnel. Die Internetseite zeigt üppig bebildert den Reichtum dieser wunderschönen Wegstrecke durch das Diemeltal, die man viel zu oft lediglich als Radweg von A nach B betrachtet hat.

Geradelter Urlaub – Der Rückweg

Haben Sie Ihr Ziel erreicht, den Bahnhof in Hümme, müssen Sie sich um den Rückweg kümmern. Sie und ihr Fahrrad können sich natürlich abholen lassen oder mit dem Bus von Hümme nach Bad Karlshafen fahren (bitte erkundigen Sie sich bitte beim Nordhessischen Verkehrsverbund (NVV), wann die Busse fahren und ob sie auch ein oder mehrere Fahrräder mitnehmen können).

Schöner ist es jedoch, den Rückweg ebenfalls mit dem Rad zu bewältigen: Betrachten Sie doch den Rückweg als eine Art ‚geradelter Urlaub‘ – insbesondere das Teilstück zwischen Wülmersen und Helmarshausen wird Ihnen diesen Eindruck vermitteln. Vielleicht verschwenden Sie auch noch einen Gedanken an diejenigen, die bis vor gut sechzig Jahren als Fahrgäste der Carlsbahn keinen Sinn für die Schönheit der Natur aufbringen konnten, weil sie damals tagtäglich zur Arbeit oder in die Schule aufgebrochen sind. Sie als Radfahrer (oder auch ambitionierter Wanderer) haben da natürlich eine ganz andere Motivation – genießen Sie es!


Vorschlag 4: Rütli, Hermann-Löns-Platz, Hessenschanze, Wandererslust

Treffpunkt Hafenmauer – Marie-Durand-Schule  – Sonnenweg – Rotkäppchenweg – Zick-Zack-Weg – Dornröschenweg – Rütli – Schutzhütte Königsberg – Hermann-Löns-Platz – Hessenkanzel – Wandererslust – Rastplatz Brandenberg – Triftweg – Treffpunkt Hafenmauer

Heute gehen wir ‚Weg Nummer 4‘ des Wanderführers von Artur Meinhard jun: Geschichte der Landschaft und der Stadt Karlshafen mit Führer durch die Umgebung und Dampferfahrplan (24 Seiten, 2. Auflage, 1938). Vom Treffpunkt Hafenplatz geht es an der Marie-Durand-Schule vorbei in Richtung Sonnenweg. An der Kreuzung mit den Kunstwerken geht nach links ein Stück den Rotkäppchenweg entlang und steil den Zick-Zack-Weg hinauf auf den Dornröschenweg. Nach einigen Metern in Richtung Helmarshausen geht es links hinauf zum Rütli. An der Schutzhütte Königsberg kommt man auf den Diemelhöhenweg. Geht man diesen entlang, kommt man noch an drei Aussichtspunkten vorbei: Hermann-Löns-Platz, Hessenkanzel und Wandererslust (von denen leider nur noch die Hessenkanzel auffindbar ist). An der ehemaligen Schutzhütte Brandenberg geht es den Triftweg hinunter zum Ausgangspunkt.

Dauer: Circa 120 Minuten

Hinweise: Feste Schuhe erforderlich. Zum Teil schweres Gelände. Teilweise steile Anstiege.


Vorschlag 5: Kneipengang (Karlshafen, Kernstadt)

Treffpunkt Hafenmauer – Weserstraße – Friedrichstraße – Bergstraße – Hafenplatz – Conradistraße – Carlsstraße – Weserstraße – Treffpunkt Hafenmauer

Die Dichte an Gastwirtschaften, Kneipen, Cafés, Bars und Restaurants in Bad Karlshafens Kernstadt ist heute längst nicht mehr so groß, wie sie früher einmal war. Doch gibt es auch in diesen Tagen allerhand zu entdecken. Machen Sie also einmal „einen Zug durch die Gemeinde“ und überlegen Sie sich, wo sie das nächste Wochenende vielleicht einmal ein Eis essen, ein Bier trinken oder etwas leckeres essen wollen.

Anmerkung: Dieser Spaziergang bezieht sich nur auf die Kernstadt Karlshafens. Natürlich gibt es auch außerhalb dieses Areals und in Helmarshausen eine gute Bewirtung.

Vom Hafenplatz geht es in Richtung Weserstraße und vorbei am ‚Gasthof zum Landgraf Carl‘, der derzeit leider geschlossen ist. Bemerkenswert ist die Lokalität trotzdem, es handelt sich um das älteste Gebäude der Stadt. Es geht nach rechts in die Weserstraße und man sieht, nachdem man den Schleusenkanal überquert hat, das Restaurant Hotel ‚Zum Weserdampfsschiff‘. Geht man einige Meter weiter, findet man auf der gleichen Straßenseite die ‚Bäckerei Krome‘. Auf der anderen Straßenseite befinden sich nacheinander die ‚Schlemmerschleuse‘, ‚Ramos Grill‘, der ‚Eissalon Cortina‘ und der ‚Weser Garten‘. Weiter in dieser Richtung folgt nach ca. fünfzig Meter ‚Pizza City‘. Hier geht es über die Straße und in die Friedrichstraße. Es geht die Friedrichstraße in Richtung Ärztehaus und dort rechts in die Bergstraße. An deren Ende befindet sich links die ‚Pizzaria La Casa‘. Gleich daneben das ‚Weinhaus Römer‘, wo bei besonderen Anlässen (z. B. am Bildermarkt am 1. Mai) der Weinkeller geöffnet ist. Immer noch geradeaus folgt das Restaurant und Gastwirtschaft ‚Zum Fürstenkrug‘, kurz dahinter in der Conradistraße das ‚Hotel zum Schwan‘ mit seinem Café, Restaurant und der Schwanenbar. Die Conradestraße entlang stößt man auf die Carlstraße. Geht man die Carlstraße in Richtung Weserstraße, so kommt man am Hotel und Restaurant ‚Hessischer Hof“ vorbei. In der Weserstraße sieht man neben dem ehemaligen Hansa-Lichtspielhaus nun die ‚Pizzaria Lupo‘. Es geht wieder zum Hafenplatz, vorbei am Rathaus, wo sich das ‚Café am Hafen‘ befindet. Hier endet unsere Tour durch die Lokalitäten der Stadt. Immerhin 15 Möglichkeiten, gemütlich etwas Zeit in der schönen Kernstadt von Karlshafen zu verbringen.

Dauer: Circa 20 Minuten – wenn man irgendwo Platz nimmt natürlich entsprechend länger.

Hinweis: Leichter Weg.

Weitere Informationen: Bad-Karlshafen-Tourismus – Essen und Trinken in Bad Karlshafen und Helmarshausen


Dank

Herzlichen Dank an Herrn Christian Schäfer, Antiquariat Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen, für die Einwilligung, an dieser Stelle die Touren des Buches ‚Lohnende Umwege‘ von Kupetz, Sigrid et al.vorstellen zu dürfen.


Quellen und zum Weiterlesen

Stadtgeschichte

Bohn, Robert (2000): 1699-1999 Karlshafen – Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Hessischen Planstadt aus der Barockzeit, Reihe ‚Beiträge zur Geschichte der Stadt Karlshafen und des Weser-Diemel-Gebiets‘, Band 11, Verlag des Antiquariats Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen.

Lohnende Umwege

Kupetz, Sigrid et al.: Lohnende Umwege – 12 Reiserouten im Dreiländereck Nordhessen, Ostwestfalen und Südniedersachsen, 532 Seiten, 2002, Reihe: ‚Beiträge zur Geschichte der Stadt Bad Karlshafen und des Weser-Diemel-Gebiets‘, Band 13, Verlag des Antiquariats Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen, ISBN: 3- 934800-01-7. Neupreis: 49,90 Euro – das Buch ist derzeit jedoch nur antiquarisch erhältlich.

Wanderkarten

Bad Karlshafen GmbH: Wanderkarte Bad Karlshafen, Maßstab 1:25000, kein Jahr, Publicpress Publikationsgesellschaft mbH, Geseke.

Kartographische Kommunale Verlagsgesellschaft (Hrsg.): Bad Karlshafen – Stadtplan mit Rad- und Wanderkarte, 3. Auflage, 2014, Maßstab 1:7500, Nordhausen.

Renaissance einer Hafenstadt

Die Zeiten haben sich verändert, wir leben nun in einer Epoche, in der man spürt, wie der Wind der Veränderung durch die Schlemmerschleuse weht. Im 320en Jahr seiner Geschichte wurde Bad Karlshafens historischer Hafen wieder an den Weserstrom angeschlossen. Doch bevor sich am 11. Mai 2019 die Schleusen öffneten und die ersten Boote zu ihren Liegeplätzen gelangen konnten, hier eine „Hafengeschichte“, die aufzeigt, welches Auf und Ab der von Landgraf Carl beauftragte Hafen eigentlich erlebt hat.

 

Bis 1699: Die Vorgeschichte

Der Westfälische Friede von 1648 nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges führte dazu, dass viele deutsche Fürstentümer ihre Souveränität erhielten. Das Kurfürstentum Braunschweig-Lüne­burg, auch Kurfürstentum Hannover genannt, war ab 1692 das 9. Kurfürstentum des Heiligen Rö­mischen Reiches. Die Kleinstaaterei, die erst 1871 beziehungsweise durch die Abschaffung der Adelstitel nach 1918 abgeschafft wurde, führte dazu, dass sich die Kleinstaaten ihre Grenzen gut bewachten und sehr auf ihren Vorteil bestimmt waren. Das führte dazu, dass Waren nicht von Cassel zur Weser befördert werden konnten – dazwischen lag ja das hannoverische Münden. Daher kam Landgraf Carl auf die Idee, einen Kanal von Carlshafen nach Cassel zu bauen. Letztlich sollte dieser Kanal über Cassel hinaus die Weser und den Rhein miteinander verbinden.

Das Problem war also, dass Münden erstens das Stapelrecht besaß, dass es der Stadt erlaubte, alle Waren vor einem Weitertransport drei Tage zum Verkauf anzubieten. Darüber hinaus besaß die Stadt das Recht, dass alle von Münden stromauf- oder stromabwärts gehenden Frachten nur durch Mün­dener Schiffe befördert werden durften.

 

1713 – 1730: Die Baugeschichte

Das Hafenareal vor der Schaffung des zunächst nicht befestigten Hafenbeckens nannte man damals noch „Markt“, die Stadt hieß zunächst auch noch Sieburg. Über die Anfänge der Bauarbeiten am Hafenbecken herrscht Uneinigkeit: Einerseits sollen sie im Jahr 1705 begonnen haben, als Stadtbaumeister Conradi damals ein circa 15.000 Quadratmeter großes Wasserbauwerk schuf. An anderer Stelle wird das Jahr 1713 als das eigentliche Geburtsjahr des Hafens bezeichnet. In diesem Jahr wurde der Hafen angelegt und der Kanal zum Mühlengraben ausgegraben. Bauherr soll ebenfalls der Casseler Baumeister Conradi gewesen sein. Letzteres macht meiner Ansicht nach mehr Sinn, da die ältesten Pläne für den Kanalbau aus den Jahren 1710 und 1713 stammen und ein Hafen ohne verbindende Kanalanschlüsse wenig Sinn macht. Im Zuge der zukünftigen Bewirtschaftung erfolgte am 8. Juli 1715 die Grundsteinlegung für das Packhaus, das heutige Rathaus.

Weitere wichtige Elemente in der Peripherie des Hafens waren die notwendigen Schleusen, um die innerörtlichen Kanäle mit Diemel und Weser zu verbinden. Dazu wurde am 10. Oktober 1715 das Fundament für die (Kammer)Schleuse ge­legt. Bauherr war die holländische Schleusenbaumeister Metzma. Die Fertigstellung der Schleuse zur Weser erfolgte 1716. Am 7. Dezember wurde die Schleuse das erste Mal befahren. Die Fallhöhe der Schleuse wird mit 7-8 Fuß angegeben, ein Fuß entsprach je nach Land meist 28 bis 32 Zentimeter. 1717 war der Kanal war bis etwa Stammen befahrbar. Der Landgraf hat am 2. November die Wasserstraße höchstpersönlich eingeweiht. In den kommende Jahren gab es mehr oder weniger regelmäßige Marktschifffahrt auf dem Kanal. Nach Carls Tod 1730 enden auch die Arbeiten am Kanal.

Die erste Brücke über den Kanal hin zur Weser war alten Stichen zur Folge übrigens eine Zugbrücke.

 

1765-1848: Der Zustand des Hafens als Spiegel der wirtschaftlichen Situation der Stadt

In den kommenden Jahren war der Hafen ein getreues Spiegelbild des wirtschaftlichen Auf und Abs der Stadt. Eine Blütezeit erlebte der Hafen nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763), als ein größerer Warenumschlag stattfand. Eingeführt wurde verschiedene Produkte vor allem aus Bremen, den Weg über die Weser fanden vor allem Textilprodukte wie Leinen. In dieser Zeit wurde das Hafenbecken erneut ausgehoben und entschlammt. 1778 wurde der Hafen erstmals mit festen Mauern befestigt.

Der anschließende wirtschaftliche Niedergang hatte vor allem mit den Napoleonischen Kriegen zu tun, in der deren Folge er nahezu komplett verschlammte und versandete. Vom stolzen Wasserbecken blieb ein kleines Rinnsaal übrig, dass sich durch den inzwischen als Schuttabladeplatz missbrauchten Hafen schlängelte.

Bereits 1820 kamen einige Bürger auf den Gedanken, dass der Wohlstand der Stadt bisher immer auch mit einem funktionsfähigen Hafen einhergingen. Erst 20 Jahre später, 1840, begannen die Umsetzung dieser Überlegungen. Im Sommer 1844 wurde mit der erneuten Entschlammung begonnen und sowohl die Umfassungsmauern als auch die Schleusen erneuert. Am 14. November 1848 wurde der renovierte Hafen eingeweiht, ein Frachtschiff aus Bodenwerder war das erste, das in den Hafen einlief.

Mit der Einweihung der Carlsbahn und der mit ihr einhergehenden Weiterführung zur Weser hat der Hafen seine Funktion als Warenumschlagsplatz endgültig eingebüßt. Fortan wurde er für beschränkten lokalen Handel beziehungsweise als Winterlager für Frachtkahne genutzt. Immerhin gab es mit der „Hafenbahn“ eine direkte Verbindung zwischen der Carlsbahn und der Weser zwecks Frachttransport.

 

1929/1930: Das vorläufige Ende der Schiffbarkeit

Die wirtschaftliche Notwendigkeit, einen Umschlaghafen in der Stadt vorzuhalten, wurde mit den Jahren nicht größer. Der zunehmende Automobilverkehr brachte die alte Drehbrücke über den Schleusenkanal an ihre Grenzen. Das betraf sowohl die Tragfähigkeit der Brücke als auch die Lärmbelastung beim Überfahren der Brücke. Die alte Drehbrücke wurde 1930 zu einer Eisenbetonbrücke umgebaut. Mit diesem Eingriff war der Kanal nicht mehr schiffbar und auch der Hafen verlor seine Funktion als Umschlag- und Lagerplatz. Erstmals seit 214 Jahren waren Hafen und Weser wieder irreversibel voneinander getrennt. Bereits ein Jahr zuvor wurden das Wiegehäuschen am Hafenplatz und der alte Kran vor dem Rathaus abgerissen. Die Hafenstadt als solche war zunächst Geschichte.

 

2019: Wiederanschluss des historischen Hafens an die Weser

Eine Abstimmung unter den Bürgern der Stadt gab 2016 grünes Licht für das bislang größte Bauprojekt der Stadt. Ende Dezember 2018 wurde nach achtzehnmonatiger Bauzeit der barocke Stadthafen in Rekordzeit mit einer neuen Schleuse versehen und wieder an die Weser angeschlossen. Am 11. Mai 2019 wurde der Hafen als Mittelpunkt der barocken Planstadt Bad Karlshafen mit einem feierlichen Festakt wieder eröffnet. Damit ist der Hafen erneut vom Wasser aus erreichbar und für die Besucher der Stadt neu erlebbar. Nur, dass diesmal anders als vor 300 Jahren nicht Frachtschiffe, sondern kleinere Yachten, Sportboote und Kanus in den Hafen einschleusen.

 

Quellen und zum Weiterlesen

Bohn, Robert (2000): 1699-1999 Karlshafen – Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Hessischen Planstadt aus der Barockzeit, Reihe ‚Beiträge zur Geschichte der Stadt Karlshafen und des Weser-Diemel-Gebiets‘, Band 11, Verlag des Antiquariats Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen.

Meinhardt, Anke (unter Mitarbeit von Brich, Hermann): Geschichte der Stadt Bad Karlshafen und der Kulturstätten der näheren Umgebung, kein Jahr, Nordlanddruck GmbH, Lüneburg. 

Kurzgeschichte „Themenführung ‚Die Carlsbahn in Bad Karlshafen‘”

Anlässlich des Vortrags „Die Carlsbahn – Hessens älteste Eisenbahnstrecke” von Dr. Lutz Münzer am Donnerstag, dem 18. April 2024, um 19.00 Uhr in der Alten Mühle in Trendelburg heute eine Kurzgeschichte aus meinem Buch „Bad Karlshafen 2.0: Visionäres Kopfkino für die nördlichste Stadt Hessens” aus dem Jahr 2016.

Es handelt sich um die Geschichte eines fiktiven Stadtrundgangs durch Bad Karlshafen auf den Spuren der Carlsbahn, die ab 1848 Carlshaven mit Hümme und Cassel verband.

Dies war die Ankündigung:

Bad Karlshafen: Samstag, 18. Mai 2019, 10.00 Uhr: ›Themenführung Carlsbahn‹, 75 min. Rundgang mit Christian Bachmann, anschließend Möglichkeit zum Besuch der Fotoausstellung ›Die Carlsbahn gestern und heute‹. 5,00 Euro pro Person. Treffpunkt: Weserufer hinter dem Landgraf-Carl-Haus. Anmeldung nicht erforderlich.

Wie gesagt, alles ist fiktiv, auch die Fotoausstellung. Doch wäre das nicht eine schöne Ergänzung des touristischen Angebots?

Doch lesen Sie selbst die interessante Eisenbahnhistorie unserer Stadt, eingebettet in eine spannende Kurzgeschichte.

PS: Die Fahrzeit des Zuges vom Bahnhof Carlshaven, linkes Ufer, zum Bahnhof Helmarshausen betrug laut Reichs-Kursbuch der Deutschen Reichsbahn vier Minuten.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner