Der Weser-Skywalk

Aus aktuellem Anlass heute einmal ein paar Hintergrundinformationen zum Weser-Skywalk, der seit dem 19. Juni 2024 aufgrund einer Sicherheitsüberprüfung für Besucher gesperrt ist.

Die Aussichtsplattform

Den zweitschönsten Blick auf Bad Karlshafen hatte ich ihn an anderer Stelle mal genannt und es bleibt dabei. Dennoch bietet der Weser-Skywalk einen herausragenden Blick ins Wesertal und vor allem auf die einmalige ‚Barockstadt im märchenhaften Weserbergland‘. Beeindruckende achtzig Meter über dem Niveau der Weser gelegen, zeigt er alle Vorzüge eines grenzübergreifenden Aussichtspunktes: Der tolle Blick auf das hessische Bad Karlshafen, gelegen auf der (niedersächsisch benannten, östlichsten) Hannoverischen Klippe im Ortsteil Würgassen der nordrhein-westfälischen Gemeinde Beverungen.

Der Beitrag beschreibt das beindruckende Bauwerk sowie den Weg bis zu seiner Fertigstellung – er berichtet aber auch über den Streit, den es im Vorfeld um die Errichtung des Weser-Skywalks gegeben hat. Und natürlich erklärt er auch, wie man den Aussichtspunkt erreicht.

Für Bad Karlshafen, so wird sich zeigen, ist der Weser-Skywalk in jeder Hinsicht ein Geschenk.


Geschichte

Der Kreis Höxter hatte die Idee, mit der Errichtung eines Skywalks die Sandsteinfelsen der Hannoverschen Klippen in ihrer Einzigartigkeit hervorgehoben und erlebbar zu machen. Die grundsätzliche Realisierbarkeit und Umsetzung eines derartigen Projektes war zu Beginn aus naturschutzfachlicher, aber auch aus bautechnischer Sicht als problematisch anzusehen.

Mit dem Machbarkeitsergebnis wurden der Öffentlichkeit die Planungen vorgestellt, die zunächst bei einem Teil der ortsansässigen Bevölkerung Widerspruch hervorriefen. Doch durch viel Überzeugungsarbeit und das konsequente Festhalten an dieser Idee durch den Altlandrat Hubertus Backhaus und seines Amtsnachfolgers Friedhelm Spieker sowie der Mehrheit der politischen Gremien auf Kreis- und Gemeindeebene wurde der Bau des Skywalks im Frühjahr 2010 beschlossen.

Die Vorarbeiten begannen im Oktober 2010 und die Plattformmontage, die für Dezember 2010 geplant war, im Februar 2011. Die Bauarbeiten endeten im März 2011. Die Einweihung und Freigabe für die Öffentlichkeit fand am 21. Mai 2011 statt.


Widerstand

Insbesondere waren es Naturschutzargumente, aber auch Kostenerwägungen, die von verschiedenen Gruppen über die Medien in die Diskussion gegen einen Weser-Skywalk gebracht wurden. Wäre es nach Meinung der Bürger von Herstelle und Würgassen gegangen, wäre der stark diskutierte Skywalk nicht gebaut worden. 937 Bürger aus den beiden Ortschaften haben ein klares Votum abgegeben. 82 Prozent haben sich gegen den Skywalk, aber für die Öffnung des historischen Klippenweges ausgesprochen. Weitere 16 Prozent hätten den Bau des Skywalks hingenommen, wenn zumindest der alte Klippenweg wieder geöffnet wird. Nur zwei Prozent waren mit dem vorgesehen Plan einverstanden.


Zahlen – Daten – Fakten

      • Bauherr: Kreis Höxter.
      • Umsetzung im Rahmen des Projektes „Erlesene Natur – Naturerleben im Kreis Höxter“.
      • Förderung: 50 Prozent von der EU, 30 Prozent von NRW und 20 Prozent vom Kreis Höxter.
      • Bauzeit: November 2010 bis März 2011.
      • Gewicht: Circa 25 Tonnen Stahl.
      • Höhe: Circa 80 Meter über der Weser.
      • Verankerung im Fels durch neun Ankerpfähle mit bis zu 14 Metern Länge.
      • Traglast: Maximal 500 Kilogramm pro Quadratmeter.
      • Die Unterhaltungkosten trägt die Stadt Beverungen.

Der Stadt Bad Karlshafen sind bei der Errichtung keine Kosten entstanden und sie muss auch nicht für den Unterhalt des Waser-Skywalks aufkommen.


Der Klippenweg

Der sogenannte Klippenweg, am Fuße des Anstiegs auch als „Der Weg zum Ziel“ beschrieben, ist die schönste Möglichkeit, den Weser-Skywalk zu erreichen. Vom Hafenplatz folgt man der Weserstraße, bis links die Brückenstraße über die Weserbrücke führt. Man geht weiter geradeaus und am Bahnhof und der Kläranlage vorbei, bis man zum Bahnübergang kommt. Gleich auf der anderen Seite der Schienen beginnt der Klippenweg. Der Aufstieg dauert circa 15 bis 20 Minuten, vom Ausgangspunkt am hafen sind also 30 bis 40 Minuten zu veranschlagen – wie geschrieben: Der Weg ist das Ziel.

Eine weitere Möglichkeit ist, die Winnefelderstraße hinauf in Richtung Forellenhof zu fahren und vom Parkplatz Dreiländereck circa zehn Minuten bis zum Weser-Skywalk zu laufen.


Der schönste Blick auf Bad Karlshafen …

… sorry, das ist immer noch der vom Hugeottenturm.


Quellen und zum Weiterlesen

Wikipedia: Weser-Skywalk (aufgerufen am 23. Juni 2023)

Bericht: HERSTELLE/WÜRGASSEN: Klares Nein zum Skywalk – Bürger wollen lieber den alten Klippenweg zurück (aufgerufen am 23. Juni 2023)

 

Die Straßen von Bad Karlshafen – Teil 2: Die Dichter und Denker

Der zweite Teil der Betrachtung der Ortsteile Bad Karlshafen und Helmarshausen anhand ihrer Straßennamen in der Reihe ‚Die Straßen von Bad Karlshafen‘ trägt den Titel ‚Dichter und Denker‘.

Insgesamt konnte ich bei meinen Recherchen zwölf Geistesgrößen ermitteln, die ich im folgenden gerne kurz beschreiben möchte. Natürlich sind es in der Hauptsache Schriftsteller, aber auch Philosophen und Theologen. Es befinden sich beispielsweise Dreiviertel der Dichter darunter, die man zum ‚Viergestirn der Weimarer Klassik‘ zählt. Dazu kommen ein Literaturnobelpreisträger sowie ein Heimatdichter, der aufgrund seiner Nähe zum Nationalsozialismus nicht unumstritten ist.

Eine vollständige Liste aller Straßennamen finden Sie hier.

Teil 2: Dichter und Denker

Nicht alle Namen lassen sich eindeutig zuordnen – falls es also irgendwelche sachdienlichen Hinweise geben, so würde ich mich sehr über eine Nachricht freuen.

Zeitreise: 1704 – Bau des Invalidenhauses

1704 gelingt König August II. (August der Starke) mit der Unterstützung von russischen Truppen die Einnahme von Warschau. Der sächsische Kurfürst lässt alle Häuser der Anhänger von Herrscher Stanislaus plündern und niederbrennen. Im gleichen Jahr wird Gibraltar wird von den Briten erobert. Und am 20. September wird Barbara Dietrich in Ingolstadt Opfer der Hexenverfolgung. Ein ereignisreiches Jahr.

Die Geschichte des „Hôtel des Invalides‟ begann im Jahr 1704. Der Bau dieses Gebäudes ging auf den Entschluss des Landgrafen Carl zurück „seinen im Feld der Ehre grau gewordenen und verwundeten Kriegern angemessene Pflege und hinlänglichen Unterhalt zu geben‟. In den Genuss dieser Einrichtung sollten sowohl Offiziere als auch Mannschaften kommen. Wie im Modell im Rathaus zu sehen ist, waren sogar zwei solcher Gebäude geplant – eine Planstadt wie Sieburg erforderte strenge Symmetrie. Das Vorhaben wurde jedoch aus Kostengründen aufgegeben.

Architektur

Das Invalidenhaus ist eine dreigeschossige Vierflügelanlage um einen rechteckigen Hof. Der Mittelteil des Hauptbaus mit dem Portal ist mit vier Pilastern gegliedert. Bekrönt wird er mit einem Tympanon mit dem Wappen der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Aus dem Satteldach erhebt dort ein achtseitiger schiefergedeckter Dachreiter.

Bau und Nutzung

Am 15. März 1704 begann der Bau des Invalidenhauses, Baumeister war Friedrich Conradi. Die Errichtung erfolgte in vier Etappen: Zunächst wurde 1704 der Nordwestflügel auf der heutigen Kanalseite errichtet. 1705 folgte der Flügel mit der Kapelle auf der Straßenseite. 1706 wurde der Flügel auf der Diemel- und Kuhbergseite errichtet. Seinen Abschluss fand der Bau mit der Vollenendung des südöstlichen Flügels (Schulseite). Im Invalidenhaus befindet sich eine Kapelle, die 1708 durch den reformierten Garnisionsprediger Johann Bitter eingeweiht wurde. 1710 waren alle Arbeiten abgeschlossen und das „Hôtel des Invalides‟ konnte bezogen werden. Man geht von einer ersten Belegungsstärke von 80 Mann aus.

Während der französichen Besatzung hebt König Jerome 1806 die Funktion des Invalidenhauses auf – es erfolgen die ersten Vermietungen an Privatpersonen. Noch heute ist das Invalidenhaus ein Wohnhaus.

Die Kapelle des Invalidenhauses

Die Invalidenhauskapelle war dann auch die erste Kirche der Stadt. Sie bot bis zu 200 Gläubigen Platz, auch heute noch. Die ersten Kirchengemeinden waren die französisch-reformierte und die deutsch-reformierte Kirchengemeinde, 1713 kam eine deutsch-lutherische Gemeinde hinzu. Alle Versuche, eigene Gotteshäuser zu errichten, scheiterten vor allem an einem, dem Geld. Im 19. Jahrhundert gab es weitere Kirchenbauversuche, 1825 kam es zum Zusammenschluss der französisch-reformierten und der deutsch-reformierten Kirchengemeinde – in diesem Jahr fand auch der letzte Gottesdienst in französischer Sprache statt. 1929 schlossen sich schließlich die reformierte und die lutherische Gemeinde zur evangelischen Kirchengemeinde zusammen.

Endlich, im Jahr 1962 wurde eine eigenständige evangelische Kirche am Rand des Hafenbeckens errichtet – an der Stelle, an der früher die alte Oberförsterei gestanden hat.

Die Kapelle im Invalidenhaus wird heute von der neuapostolischen Gemeinde genutzt.

Anmerkung

Nach der Lektüre dieses Blogbeitrags ist Ihnen sicherlich der Fehler auf dem 75-Pfennig-Notgeld-Schein aus dem Jahr 1922 aufgefallen? Richtig, das dort genannte Jahr 1706 ist falsch. Aber in diesen schrecklichen Inflationszeiten hatte man andere Probleme als das richtige Baujahr eines Gebäudes auf einem Geldschein.

Quellen und zum Weiterlesen

Bohn, Robert (2000): 1699-1999 Karlshafen – Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Hessischen Planstadt aus der Barockzeit, Reihe ‚Beiträge zur Geschichte der Stadt Karlshafen und des Weser-Diemel-Gebiets‘, Band 11, Verlag des Antiquariats Bernhard Schäfer, Bad Karlshafen.

Kasseler Sparkasse (Hrsg., 1999) Landgraf Karl und die Gründung von Karlshafen 1699-1999, Verlag Weber & Weidemeyer, Kassel.

Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Invalidenhaus_(Bad_Karlshafen)

Fotos:
Invalidenhaus: Von Jan Stubenitzky (Dehio) – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0
Geldschein: Scanned from original by Link

Cookie Consent mit Real Cookie Banner